Regie

21-22-23: Die Regieklasse 2023

Die TAK-Regieklasse

bietet den Schüler*innen der Theaterakademie Köln ein Jahr lang Regieunterricht. Themen sind die Konzeption für eine Inszenierung, Regie und Dramaturgie. Sowie die Planung, Durchführung und Kontrolle einer professionellen Theaterinszenierung. Wir begleiten die TAKkies durch den gesamten Prozess, an dessen Ende sie eine Inszenierung verantwortet, die sich im Anspruch und Umfang mit den Arbeiten der Profis in der Kölner Szene messen kann.

Kooperation seit 9 Jahrgängen

Die Regieklasse findet in Kooperation mit der Jungen Theatergemeinde Köln (JTG) statt. Die JTG betreibt seit rund 25 Jahren Regienachwuchsförderung. Sie bietet die Regieklasse als Stipendium exklusiv für Schüler*innen der TAK an. Sie ist Produzentin des Projektes und übernimmt somit die Kosten der Inszenierung, der Werbung und der Pressearbeit. Die TAK
übernimmt das Coaching. Die Regieklasse wird geleitet von Ragna Kirck (Regie) und Karoline Bendig (Dramaturgie).
Premiere findet in unserem eigenen wunderbaren kleinen Theater, in der BOX statt.
Im Ausbildungsverlauf erhalten die Stipendiat*innen im Wintersemester erste Coachings, um das Projekt in Gang zu bekommen. Dann im weiteren Verlauf des Semesters sowie im Sommersemester folgen weitere Coachings, die sie bei der Durchführung ihrer eigenen Inszenierung unterstützen und zur Premiere im Sommersemester bringen.

Die Regieklasse schafft Sichtbarkeit für den Nachwuchs

Seit 9 Jahrgängen arbeiten TAK und JTG an der Förderung des Regienachwuchs in Köln. Bereits vor 10 Jahren starteten wir mit der Förderung des Absolvent*innen-Kollektivs den nö-theaters mit der Arbeit, die nun in die nächsten Runde geht. Unter den Alumni der TAK, die sich im Regiebereich einen Namen gemacht haben und machen sind sind aktuell das Kollektiv FAST VERWEGEN

 

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mit Arbeiten am Kölner Theater im Bauturm und das BOYBANDKOLLEKTIV

 

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zuletzt im Kölner Künstler*innen Theater und demnächst in der Tanzfaktur. Beide Gruppen werden seit ihrem Abschluss gefördert und produziert von der Studiobühne Köln. Aber auch im Film sehen wir Alumni wieder, wie den TAK-Absolventen, Filmemacher und Autor Benedikt Dörpinghaus.

 

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Die neue Inszenierung: 21-22-23

Am 4. Mai hat die Regieklasse 2023 Premiere in der BOX. Das Stück trägt den Titel 21-22-23 Wir haben das Team der Regieklasse gebeten, uns etwas zu ihrer Inszenierung zu sagen.

Regieteam von 21-22-23 (v.l.n.r.) Anne Schierhold (Coaching & Choreografie), Sherin Khalifa (Coaching & Dramaturgie), Mia Bertzen (Assistenz & Produktionsleitung), Nora Harreiß (Regie)

 

Perfektion

Das Thema unseres Theaterstücks war uns sofort klar – Perfektion – ein Thema wo jede*r schon Berührungspunkte mit hatte.
Wir haben das Gefühl, dass etwas schief läuft. Perfektion wird immer breitflächiger. Wir wollen und wir müssen in allen Bereichen perfekt sein. Perfekt ist der Maßstab geworden.

TAKBlog: Worum geht es euch in dem Stück persönlich?

Der Welt zu sagen, dass wir im hier und jetzt sind. Den Stress & Druck zu reduzieren. Das „ich blicke straight in meine Zukunft“ zu stoppen. Uns anzunehmen & nicht einer Idealvorstellung nachzueifern.
Es wird alles „schneller, besser und schöner“ und verzweifelt versuchen wir alle mitzuhalten. Dabei geht so viel Individualität flöten.

Es liegt uns besonders am Herzen, dass wir mit diesem Thema eine Stückentwicklung machen und alle von uns mit diesem Stück verbunden sind, weil es auf eigenen Erfahrungen basiert. Es ist interessant, dass wir alle betroffen sind – sich niemand wirklich frei sprechen kann & alle ihre Probleme damit haben bzw. sich unter Druck gesetzt fühlen.

TAKBlog: Was passiert in eurer Abschlussarbeit?

Wir zeigen auf abstrakte und performative Weise eine Welt, in der alles perfekt sein muss. Den Menschen wird die Individualität genommen und sie ähneln viel mehr Maschinen. Es werden die unterschiedlichsten Methoden gezeigt, wie sie es geschafft haben, perfekt zu sein – in Bezug auf Schönheit, Leistung und der Gefühlsebene. Auch werden die Nachteile und Folgen der Perfektion aufgegriffen. Doch was ist, wenn man sich gegen das System stellt und realisiert, dass man nie eine Illusion erreichen kann.

TAKBlog: Worüber werden wir hinterher reden?

Das es doch voll langweilig ist, wenn alle gleich wären oder?
Wichtig ist uns, dass die Menschen nachher zum nachdenken angeregt sind.
Denn wir alle sind Teil dieser Gesellschaft, dieses Systems.
Wo finden wir uns in diesem Stück wieder? Wie ist das bei uns im Alltag? Und geht es uns nicht allen irgendwie ähnlich? In welchen Stellen identifiziert ihr euch besonders mit dem Stück? Wie geht es euch damit?
Wir würden uns wünschen, dass das Stück aufdeckt, dass wir nicht alleine mit den Gedanken sind.
Lasst uns zusammen darüber reden, dass es wundervoll ist, dass wir individuell sein dürfen. Und individuell sein hat kein Schema!

TAKBlog: Was wird niemand von uns verstanden haben?

 

Wie schon erwähnt, wird es sehr performativ und abstrakt. Wir lassen den Zuschauer*innen einen Raum für eigene Gedanken und Interpretationen. Wir sind danach offen für Gespräche und freuen uns wenn wir vielleicht die ein oder andere Frage beantworten dürfen – aber noch viel mehr freuen wir uns über einen Austausch und über eure Gedanken und vielleicht sogar eure Geschichten zur Perfektion.

TAKBlog: Was werden wir alle lieben?

Wir hoffen, dass wir die Zuschauer*innen daran erinnern, dass wir was ändern können. Wenn wir uns selbst lieben – und von diesen Richtlinien/Idealen los kommen.

TAKBlog: Beschreibt euer Ensemble in 6 Sätzen!

Menschen, die Lust haben etwas in der Welt zu bewegen. Jede*r der*die seine eigene Persönlichkeit in dieses Stück mit einbringt. Knuffige Bananenfans. Verwirrt von unserer abstrakten Denkweise. Doch immer bereit, sich auf die Suche zu machen. Entwicklung & Entfaltung.

TAKBlog: Was ist das wichtigste, was ihr in den Proben gelernt habt?

In den Proben stoßen wir immer wieder auf unseren eigenen Perfektionismus , in dem wir uns zu streng bewerten und kritisieren, anstatt einfach mal zu machen. Wir haben Sorge, wenn wir merken wir haben gerade gar keinen Plan – eine Art Kontrollverlust. Wir nehmen uns den Stress, wenn wir uns immer wieder sagen – das es nicht perfekt sein muss. Es darf eine Entwicklung sein, eine Entfaltung.

TAKBlog: Wie habt ihr die Stückentwicklung erarbeitet?

Die Schauspieler*innen haben ihre eigenen Texte geschrieben und uns vorgestellt – gelesen oder getanzt, sie haben sich voll und ganz drauf eingelassen. Verschiedene Übungen konnten wir aus unserem eigenen Unterricht verwenden – großes Dank geht hier an Lena Visser, Daniel Schüßler und Nikos Konstantakis , welche uns Material und Werkzeuge gelehrt haben – mit denen wir super gut arbeiten konnten. Es entstanden bei den Übungen Momente, die uns berührt oder unterhalten haben. Diese Momente versuchen wir ins Stück mit einzubinden. Schnell entsteht allerdings Chaos, viele verschiedene Ideen , ästhetische Bilder und unterhaltende Stellen .. aber der Faden fehlt. So war es unsere Aufgabe, zu schauen, wie wir eine Struktur reinbringen. Also mussten wir uns auch von wundervollen Szenen und Ideen trennen.

Das interne Team hat ebenfalls Texte geschrieben und verschiedene Menschen zu verschiedenen Themen befragt. An den Choreos haben wir viel gebastelt, aber einige Stellen dürfen auch im Moment geschehen – weg von dem „vorgeschriebenen“. Wir sind unwahrscheinlich Dankbar, dass wir Menschen gefunden haben, die sich mit in diese chaotische aber wundervolle Entwicklung geschmissen haben – und mit viel Freude dabei sind.

„Schaffen wir den Absprung?“

Perfektion ist für mich etwas, was jede*r anstreben kann, aber nie erreichen wird.
Es muss nichts negatives sein, aber kann zu Verzweiflungen führen, wenn man exzessiv etwas erreichen möchte, was nur eine Illusion ist. Akzeptanz gegenüber der eigenen Leistungen, des Aussehens und der Gefühle ist etwas, was wir leider nie von der Gesellschaft gelernt bekommen.
– Nora, unsere Regisseurin.

Ich hab immer das Gefühl gehabt, alle wollen zwangsweise der*die beste sein — ein ständiger Konkurrenzkampf . Ich meine, wie viel Zeit und Energie habe ich für Dinge verschwendet – obwohl es nicht relevant für mich ist, weil ich es nicht mochte/ konnte. Welches Hobby habe ich dafür liegen lassen? Und das alles nur um mitzuhalten, um keine Fehler zu machen. Ich hab Angst vor Fehlern und schlechter Bewertung — und genau das ist mein Fehler.
– Mia, unsere Regieassistentin und Produktionsleitung.

Perfektion ist, in meinen Augen, etwas Menschen gemachtes, was gar nicht wirklich existiert und uns in allen Lebensbereichen begegnet. Es schreibt uns etwas vor, was nicht erreichbar ist, dem wir uns alle aber ein Stück weit anpassen müssen, um in der Gesellschaft nicht unterzugehen. Niemand kann sich davon freisprechen und das finde ich erschreckend.

– Sherin, unsere Dramaturgin und Schauspielcoach.

 


Perfekt sein ist für mich wie ein gemeißeltes Bild, ein Grad, eine Richtlinie, ein Faden, an dem ich mich entlang gehangelt habe – ein Ziel. Bis ich dann verstanden habe, in was für eine Utopie ich mich hineinquetschen will.

– Anne, unsere Choreographin und Schauspielcoach.

Infos & Tickets: https://box-koeln.de/produktion/21-22-23