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Das Tantrum Kollektiv

Die TAKkies Johanna Langtim und Filia Herden haben das TANTRUM KOLLKTIV gegründet. Ihre erste gemeinsame Inszenierung ist ADULT TANTRUM (Premiere 15.09. im BOX – Theater in der Südstadt).

Im Curriculum der Theaterakademie Köln ist die individuelle künstlerische Arbeit mit Film und Theater fest verankert. Pflichtkurse in Kreation wie Drehbuchschreiben, Stückentwicklung oder das Seminar Kontexte der freien Theaterarbeit und die Regieklasse geben den Schüler*innen Tools an die Hand, um ihr eigenes Ding zu machen. Viele der Dozierenden leben vor, wie Mensch als freie*r Performer*in Schauspieljobs mit eigenen Regiearbeiten und kollektivischen Produktionen verbinden kann.

Johanna und Filia haben in ihrem dritten Ausbildungsjahr entschieden, eine professionelle künstlerische Struktur aufzubauen: das TANTRUM KOLLEKTIV. Dabei bekommen Sie Unterstützung vom Akademietheater e.V. und unserem Haustheater, der BOX.

Anlässlich ihrer bevor stehenden Premiere haben wir ihnen ein paar spannende Fragen gestellt.

TAKBlog: Worum geht es in Adult Tantrum für euch persönlich?

Filia: Für mich geht es vor allem um den Umgang mit Schmerz. Wohin mit alledem, was im Alltag nicht raus darf, weil man funktionieren muss? Wie schreien, wenn man keine Stimme hat? Und vor allem: was macht mich aus ? Adult Tantrum ist für mich wie eine Wanderung durch die Gefühlswelten und alles darf raus, was raus möchte.

Johanna: Für mich persönlich geht es darum, Rollenbilder zu brechen. Frauen dürfen wütend sein. Frauen dürfen laut sein. Damit einher: die absolute Selbstbestimmung. Ich entscheide wie ich mich anziehe und du hast das nicht zu kommentieren. Außerdem das Schmerz okay ist. Man fühlt sich oft alleine, so verloren, alles drückt auf die Schultern. Mir ist es wichtig in Adult Tantrum zu zeigen: Hey ihr seid nicht alleine. Wir fühlen das, dieses sauer auf sich selbst sein, weil es einem nicht schnell genug geht mit der Heilung. Das wütend werden auf die Anderen, weil Sie es nicht checken, das es einem immer noch beschissen geht. Wir wollen in unserem Stück zeigen: Ihr seid nicht alleine.

TAKBlog: Was passiert denn eigentlich in eurer Inszenierung?

Filia: Ja das ist eine gute Frage, was passiert da eigentlich bei Adult Tantrum? Es ist quasi ein Statement an die Gesellschaft und das suchen der richtigen Person, während man sich selbst schon längst verloren hat. Oh man klingt das pathetisch, aber grob zusammengefasst stehen da zwei Frauen auf der Bühne die gemeinsam für das Publikum schreien.

Johanna: Ja, das ist eine gute Frage. Ich würde sagen, wir nehmen Euch mit auf eine Reise. Eine Reise durch das Leben zweier Figuren in Ihren Zwanzigern. Mit allem was dazu gehört.

TAKBlog: Worüber werden wir hinterher reden?

Filia: Worüber wird man hinterher *nicht* reden? Ich glaube wir ecken mit jedem Thema was wir ansprechen genauso an, wie wir Leute finden die sich damit identifizieren können. Ich hoffe ja, dass wir über meine Lieblingsstelle im Stück reden: „Und schon seit 1949 sind Frauenrechte auch offiziell Menschrechte in Deutschland. Wie das ist nicht lange her? Ja sorry, ging halt nicht früher.“

Johanna: Ihr werdet Euch fragen, ob wir überhaupt noch Stimme für die nächste Vorstellung von Adult Tantrum haben. Oder besprechen, dass wir wirklich sehr gut aussahen. Neben all dem, werdet Ihr Euch hoffentlich gesehen fühlen. Eure Probleme, die Überforderungen des Alltags, wir fühlen das!

TAKBlog: Was wird niemand von uns verstanden haben?

Filia: Ich glaube es werden sich viele Fragen „Warum…?!“ , weil das Stück weder roten Faden noch eine eindeutige Storyline oder ein befriedigendes Ende hat. Es ist einfach da und handelt alles ab was uns beschäftigt, das muss gar nicht jeder verstehen.

Johanna: Wohin wir mit Adult Tantrum wollten. Es gibt keine klare Storyline, keinen roten Faden und das ist auch vollkommen okay. So ist das Leben☺
Zudem auch, wie viel uns dieses Stück und alles was da so dran hängt bedeutet.

TAKBlog: Was werden wir alle lieben?

Filia: Egal wer du bist, was dich gerade beschäftigt oder wie du dich fühlst, es wird eine Zeile geben mit der du dich identifizieren kannst. In unserem Stück wirst du gehört.

Johanna: Manchmal habe ich das Gefühl, Filia und ich verschwimmen auf der Bühne. Die chorischen Sprech-Parts lassen vergessen wer grade überhaupt spricht.
Das gemeinsame Fühlen der gemeinsam gesprochenen Worte.

TAKBlog: Beschreibt euch gegenseitig als Spielpartner*innen, Schauspieler*innen, Regisseur*innen…!

Filia: Johanna ist meine beste Freundin und umso schöner ist es, dass sie jetzt auch meine Kollegin ist und wir gemeinsam dieses Stück auf die Bühne bringen können. Ich kenne niemanden mit so viel Verständnis und Kraft wie diese Frau, niemanden, der mir innerhalb von 5 Sekunden meine hinterfragenden Gedanken nehmen und sie durch Freude ersetzen kann. Diese Frau ist eine so vielseitige Schauspielerin und ich kann noch so viel von ihr lernen. Sie hat immer Feuer, immer Bock und ich liebe es mit ihr zusammenzuarbeiten.

Johanna: Filia ist mit der kreativste Mensch den ich kenne. Die kleinste Inspiration, der kleinste Anflug eines Gefühls wird umgewandelt in Kunst. Die Frau hat immer Bock, brennt für das was Sie liebt und reißt einen mit in ihren ideenreichen Gedankenstrom. Die Arbeit mit Ihr ist super angenehm. Ich liebe es mit Filia auf der Bühne zu stehen. Sie motiviert mich, pusht mich und ist dabei noch super verständnisvoll. Ich fühle mich gehört, gesehen und absolut verstanden von dieser Frau.

TAKBlog: Was ist das Wichtigste, dass ihr in den Proben von Adult Tantrum gelernt habt?

Filia: Dass das definitiv nicht das letzte Projekt war. Und das wir einfach ein echt tolles Team sind. Das es auch Tage gibt, an denen es nicht so läuft, das Proben keine Erwartungen mitbringen sollten, sondern Kräfte immer anders sind. Aber auch, dass wir das gemeinsam alles packen.

Johanna: Kommunikation ist key. Wenn dich grade was stört, sprich es an!
Nur so wissen wir beide, was grade Phase ist. Wenn alle Bedenken und Ängste kommuniziert werden, lässt es sich viel leichter und auch schöner proben.
Wir stehen nur zu Zweit auf der Bühne. Bei den Proben sind wir meistens alleine, da ist aufeinander Achten unabdinglich.
Durch unsere vielen chorischen Sprech Parts, müssen wir als Team zusammen funktionieren. Da ist Vertrauen auch super wichtig.

TAKBlog: Was reizt dich euch daran, selber Theater zu machen?

Filia: Kunst hilft mir dabei, mit Lebensabschnitten und Situationen und mit Schmerz umzugehen. Wenn ich Theater machen darf, liegt mein Fokus auf dem Kreieren von Dingen und ich habe die Möglichkeit für kurze Zeit meinen Kopf für die anderen Dinge auszuschalten. Es ist schön, Kunst aus dem zu machen, was dich sonst zerbrochen hätte. Es ist eine Form von Selbstausdruck, Selbstverwirklichung und Selbsterfüllung. Und jedes Mal, wenn etwas so geworden ist, wie man darauf hingearbeitet hat – dieses Gefühl, ich kanns nicht beschreiben.

Johanna: Auf der Bühne stehen ist halt einfach geil.
Das Gefühl, was einem Theater gibt ist unbeschreiblich. Es gibt keinen zweiten Take, kein „meine Haare saßen grade nicht wie im Take davor, können wir nochmal drehen?“ nur das Hier und jetzt. Man ist im konstanten Austausch mit dem Publikum. Man spürt die Energien der Menschen und das ist einfach nur schön. Ich will mit meiner Kunst Leuten das Gefühl von Zeitlosigkeit geben. Für diesen kleinen Moment keine Alltagssorgen. Nur Kunst. Ich will Leute inspirieren, zum Nachdenken anregen und Mut machen. All das wird im Theater möglich.

TAKBlog: Lernen wir die Künstler*innen Johanna Langtim und Filia Herden persönlich kennen in Adult Tantrum?

Filia: Das Stück besteht aus uns. Unseren Gedanken & Gefühlen. Die Rollen werden nie bei Namen genannt, da stehen also nur wir. Ihr werdet uns also wohl oder übel kennenlernen müssen.

Johanna: Ich würde sagen da kommt ihr leider nicht drum herum. Wir stehen nicht als Johanna und Filia auf der Bühne, das ist ganz wichtig. Das Stück ist aber so Wir, das es sich nicht vermeiden lässt uns ein wenig kennenzulernen. Wir spielen aus unseren echten Erfahrungen auf eine künstlerischen Art und Weise.


Premiere: 15.09.2023, 20 Uhr

Weitere Vorstellungen: 16.09., 20 Uhr sowie 17.09. um 18 Uhr

Tickets: https://www.koelnticket.de/box-theater-in-der-suedstadt-tickets/

Tantrum – könnte man übersetzen mit Tobsuchtsanfall.
Kennt man ja eigentlich nur von Kindern oder?
So richtig wütend wird man doch nicht mehr als Erwachsener?
Und schon gar nicht als Frau
Oder?
In unserem Stück schon.

Und es tut verdammt gut –
Verdammt gut, mal wütend zu sein.

ADULT TANTRUM ist ein Theaterstück über die Wut auf die Welt, thematisiert grundlegende Themen wie Sexismus, Schmerzen, Liebe, Sexualisierung von Frauen, Funktionieren müssen und das Suchen nach der Antwort auf all diese Fragen. Was passiert, wenn man all die unterdrückten Gefühle des Alltags einfach mal rauslässt? Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen? Ohne Angst davor, was die anderen jetzt denken können? Dieses Stück bietet den Schauspielerinnen Filia Herden und Johanna Langtim den Raum dafür. Sie schreien, weinen, schweigen und teilen mit dem Publikum alle Gedanken, die in ihnen herum schwirren. Ohne Punkt und Komma, satirisch und vor allem: wütend.

Wütende Frauen sieht man nicht gerne.
Freizügige Frauen sieht man nicht gerne.
Laute Frauen sieht man nicht gerne.
Frauen mit eigener Meinung sieht man nicht gerne.

ADULT TANTRUM vereint all das.

Mit einer Prise Ironie.

Text, Konzept, Regie und Schauspiel: Johanna Langtim & Filia Herden

Choreografie: Anne Schierhold

Foto/Video: Timo Vogt

https://www.instagram.com/adult.tantrum/