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24 Wünsche an die Schüler*innen der TAK

Das Jahr ist nicht mehr neu, die Vorsätze schon vergessen. Oder doch nicht? Waren es zu viele, zu krasse oder zu unpersönliche Ziele: Mehr Sport, weniger Kippen, mehr Buch, weniger Insta? Schreib es mal auf, dann findest du es am besten heraus. Nimm dir einen Stift, ein Blatt Papier, und mach mal eine Liste.

Du wirst um so erfolgreicher, je besser deine Listen sind.

Listen ordnen unseren Alltag. Sie fixieren unsere Pläne und Ziele. Sie machen unsere Herausforderungen sichtbar. Ohne Listen wären wir orientierungslos. Unser Handeln wäre mehr oder weniger zufällig. Nur Impulse von außen würden bei uns Handlungen auslösen: „Bei deinem Projekt mitspielen? Ja klar, hab eh grad nichts anderes!“.

Listen helfen nicht nur dabei, zu sammeln. Sie bringen die Sammlung auch in eine Ordnung. Oftmals mangelt es nicht an Ideen. Zum Beispiel beim Weihnachtswunschzettel: Da sammeln wir alle, was wir gerne hätten. Und dann überlassen wir dem Weihnachtsmann die Auswahl. Und hoffen, dass ein paar Dinge von der Liste auch tatsächlich unter dem Baum landen. Zum Glück müssen wir das nicht selber entscheiden.

Okay, sorry. Müssen wir ja doch. Wir sind ja nicht mehr Sechs. Wir müssen Entscheidungen für unser Leben treffen.

Ausbildung heißt: Entscheidungen treffen

Wenn du Schauspieler*in werden willst, brauchst du eine Schule, die dir sagt, wie es läuft. Die dir Schauspielhandwerk vermittelt. Und die dich mit Menschen aus der Branche zusammen bringt. Aber bloß alle Seminare brav zu besuchen und allen Expert*innen zu lauschen, bringt nur Wissen. Nicht automatisch den Erfolg.

Den musst du dir erarbeiten, indem du die neuen Erkenntnisse produktiv machst: Probiere Methoden aus, arbeite Unterrichte nach, wiederhole Übungen, dreh Filme, mach Fotos, schreib Texte. Mach. Aber: Wo starten? Wie das alles in den vollen Tag mit Unterricht & Nebenjob integrieren?

Was ist wichtig, was dringend?

Wenn du selber entscheiden musst, was wichtig ist, wird es kompliziert: Pizza oder Nudeln? Bier oder Schorle? Eine Speisekarte ist ja auch nur eine Liste. Meist nur mit der  Priorisierung Vorspeise, Hauptgang, Nachtisch. Und wenn du dann noch bei unterschiedlichen Kategorien zwischen Wichtigkeitsgraden unterscheiden sollst, wird es Arbeit: Was ist wichtig? Was ist dringend? Die wichtigen UND dringenden Themen sind oft unangenehm oder mit viel Aufwand verbunden: Textlernen, Honorarverhandlung, Steuererklärung.

Vielleicht kennst du die Methode der SMARTen Ziele? Das sind Ziele, die wir auch erreichen können, weil wir überlegt haben, wie das klappen kann. Dafür müssen die Liste so aufschreiben, dass es uns leicht fällt die Ziele auch zu erreichen. Also: spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert.

Sockenrollen.

Wenn die Auswahl zu groß oder die wichtige und dringende Aufgabe unangenehm ist, wird das Aufräumen der Sockenschublade auf einmal extrem dringend notwendig. Prokrastination, das Aufschieben von wichtigen Aufgaben, macht uns schrecklich ineffektiv. Psychologen haben herausgefunden, dass Prokrastination keine Sache des Zeitmanagements ist, sondern ein Bewältigungsmechanismus. Wenn wir aufschieben, vermeiden wir eine unangenehme Aufgabe und tun etwas anderes, das uns vorübergehend einen Stimmungsschub gibt.

In der Schauspielausbildung gehst du permanent raus aus der Komfortzone. Dorthin, wo das Unbekannte oder Ungewohnte auf dich wartet. Wenn du gehst! Denn der Blick hinter die Kulissen des Schauspielberufs ist manchmal schockierend: die Realität des Business, der Anspruch an dein Können, die krasse Konkurrenz, das Prekäre am Job. Die Aufgabe der TAK ist, den Schüler*innen diesen Blick zu ermöglichen und Lösungsstrategien zu vermitteln. Die Dinge anpacken müssen sie selbst. Aber wie machst du die Eigenarbeit zwischen den Unterrichten produktiv?

Hier hilft die Liste.

Sie bringt alle unerledigten Aufgaben auf ein Blatt. Sie visualisiert die Herausforderungen. dadurch kannst du sie in eine Reihenfolge bringen. Du verstehst besser, wie alles zusammen hängt. Damit hast du die Entscheidung, wann du was machst. So kannst du anfangen, nach und nach alles abzuarbeiten. Um sie noch griffiger zu machen, kannst du die Listen in Ordnungssysteme wie das Kanban überführen. Hier hast du drei Listen: Die To-Do-Liste, die Liste der Dinge die in Arbeit sind, und ganz wichtig: Die Liste mit allem, was du fertig gemacht hast. Wenn du viele Klebezettel bei „To-Do“ hast, und langsam siehst, wie die Spalte „Fertig“ immer voller wird, ist das ein gutes Gefühl.

Hier findest du mehr zur Methode: https://www.inloox.de/projektmanagement-glossar/kanban/

Grade im Kreativbereich sind Listen DAS Ordnungsmittel. Der amerikanische Autor Austin Kleon hat das inspirierende Buch „Steal like an Artist“ geschrieben. Es beginnt mit Listen.

 

 

Kannste haken.

Aber: Manchmal hast du ein Problem, bei dem dir eine Liste helfen würde. Aber du kennst die einzelnen Aufgaben nicht genau oder zumindest kennst du nicht alle. Oder die Auswahl an Arbeitsschritten ist einfach bewältigend. Dann freust du dich, wenn dir jemand Externes diese Liste gibt. Eine Checkliste.

Wir haben so eine Liste für unsere Schüler*innen erstellt. Denn mit der Zeit haben wir, das Dozierenden-Kollekiv der Theaterakademie Köln, jede Menge Punkte gesammelt, die uns selbstverständlich sind. Und die wir daher erwarten, oftmals unausgesprochen. Wir haben uns in einer Konferenz zu Semesterbeginn dazu ausgetauscht und festgestellt: Eigentlich ist diese Sammlung bei uns allen fast identisch. Eine Wunschliste ist dabei heraus gekommen. Diese haben wir unseren Schüler*innen dann übergeben, und sind gespannt, wie schnell sie diese Liste Punkt für Punkt umsetzen.

Robert Christott (Schulleiter Theaterakademie Köln)

 

Und weil das vielleicht auch viel darüber aussagt, wie wir arbeiten – und wir diese Liste eigentlich für ziemlich gut halten – haben wir sie hier für euch aufgeschrieben. Sie ist nicht abschließend und nicht perfekt. Sie ist nicht in Stein gemeißelt und die Reihenfolge ist nicht zwingend. Sie ist ein Stand der Dinge, als Wunsch produktiv gemacht.

Wunschliste an die Schüler*innen der TAK

  1. Committe dich. Ähnlich wie „Rule 1“ hier.
  2. Sei pünktlich.
  3. „Work your sh*t first“: Bewältige die gegebenen Aufgaben, bevor du neue einforderst/suchst.
  4. Fokus: Beschäftige dich zuerst mit deiner Ausbildung.
  5. Übe kontinuierlich (= jeden Tag!). Meister*innen fallen selten vom Himmel.
  6. Geh ins Theater, schau Film & Serie. Schau dabei auch die Dinge, die dir schwerfallen, nicht nur die, die du magst. Wir nennen das „professionelles Schauen“.
  7. Lies Bücher. Beschäftige dich mit Theorie. Entdecke den Kanon, der nicht zufällig entstanden ist. Beschäftige dich mit Geschichte, Zeitgeschichte, Gesellschaftskunde, damit du Dinge einordnen kannst. Versuche, Kontext herzustellen. Komme mit Fragen ins Seminar.
  8. Arbeite immer zwischen den Unterrichten vor und nach. Wiederhole aktiv Inhalte, ohne dazu aufgefordert werden zu müssen. Lernen entsteht vor allem durch Wiederholung.
  9. Stell dich Aufgaben und glaube an ihre Sinnhaftigkeit, statt sie zu vermeiden oder zu umgehen. Wenn du sie nicht sinnvoll findest: Stell sie infrage. Das bedeutet: Frage nach.
  10. Entwickle ein realistisches Selbstbild durch Feedback.
  11. Hol dir aktiv Inspiration.
  12. Benimm dich immer so, dass wir dich ernst nehmen können: Sei persönlich, nicht privat.
  13. Verschlanke deine (digitale) Kommunikation auf das Nötigste und begrenze sie auf sinnvolle Zeiten.
  14. Engagiere dich für andere.
  15. Akzeptiere das Fremde in dir und vor allem in anderen. Sei neugierig darauf.
  16. Definiere, wo du hin willst. Finde heraus, in welchen Teil des Jobs du möchtest. Setz dir eigenständig Semesterziele, Monatsziele, Wochenziele, Tagesziele. Komme damit aktiv auf uns zu.
  17. Integriere in deinen Unterricht aktiv, was du lernst und gelernt hast. Stelle Transfer her.
  18. Frag. Frag nach. Frag nochmal. Frag immer wieder.
  19. Besser lügen. Noch besser aber: Hör auf, Ausreden zu haben.
  20. Habe ein Wirkungsbewusstsein.
  21. Verwechsele Augenhöhe nicht mit Freundschaft und Gleichartigkeit.
  22. Hab deine Unterrichtsmaterialien, Kostüme, Texte, Noten etc. am Start. Immer.
  23. Entwickle aktiv Routinen aus Vorbereitung, Nachbereitung, Warm-Up & Selfcare. Komm für Hilfestellung aktiv auf uns zu.
  24. Begreife, was du hier willst. Dann wirst du auch alles heraus holen wollen. Aktive Teilnahme ist das Gegenteil von einer Service-Haltung gegenüber der Schule, den Mitschüler*innen und den Dozierenden.

Hier gibt es viele Parallelen zu den „10 Rules for Students and Teachers“ von Corita Kent. Lies hier den Blogpost dazu.

Wenn du noch mehr über Listen lernen willst, empfehlen wir dir diesen spannenden Beitrag auf Deutschlandfunk Nova:

https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/ziele-erreichen-23-vorsaetze-fuer-2023