Carina Mischke. Foto: Thomas Wunderer
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Jetzt also diese Chance: Carina Mischkes erste Regie

Carina Mischke, geboren 1996 in Krefeld, lebt seit 2017 in Köln und ist seit dem selben Jahr Schauspielstudentin an der Theaterakademie Köln. Im Sommer 2019 hat sie ihre Zwischenprüfung bestanden und arbeitet derzeit als Regisseurin in Krefeld. Wie das kam und wie sie das angeht erzählt sie hier im TAKBlog. Vor allem: Mit viel Humor. Viel Spaß beim Lesen!

Erst Schauspiel, jetzt auch noch Regie.

Ich bin Schauspielstudentin und führe gleichzeitig Regie bei einer Laienspielgruppe in Krefeld. Ist eine Schauspielerin auch direkt eine gute Regisseurin? Nicht zwingend. Ich jedenfalls bemühe mich darum. Aber wie ist es überhaupt dazu gekommen?

Schauspiel ist etwas, das ich schon lange machen wollte. Schon als kleines Kind habe ich es geliebt ins Theater zu gehen. Ich wollte immer gerne selbst auf der Bühne stehen. Meine ersten Erfahrungen habe ich im Kresch-Theater Krefeld sammeln dürfen. Dort war ich Mitglied im Jugendclub und stand mit guten Freunden zusammen auf der Bühne. Auch in die Richtung Regie habe ich dort das erste mal geschaut. Nach meinem Abitur habe ich mich dazu entschlossen, Schauspiel hauptberuflich zu machen. Ich bewarb mich an staatlichen- und privaten Schauspielschulen und nach vielen Vorsprechen entschied ich mich dazu, an der Theaterakademie Köln meine Ausbildung anzutreten.

Dann ging alles ganz schnell.

Ich packte in der Heimat alles zusammen und zog mit meiner besten Freundin nach Köln in unsere erste Wohnung. Neue Stadt, neue Schule, neue Leute. Ein neuer Lebensabschnitt. Die Ausbildung macht mir unglaublich viel Spaß und ich weiß genau, dass Schauspiel die richtige Wahl für mich ist. Aber ich wollte noch mehr ausprobieren. Nicht nur auf der Bühne nach der Pfeife anderer tanzen, sondern auch meine eigenen Ideen auf die Bühne bringen.

Ich habe schon damals in Krefeld in einer inklusiven-Theatergruppe als Co-Regie gearbeitet. Auch als ich nach Köln ging, habe ich das noch weitergeführt. Aber das war nie ganz mein eigenes Ding. Über meine damalige Chefin kam dann der Kontakt zu der Laienspielgruppe zustande. An einem Abend rief sie mich an und meinte, die Gruppe suche eine/n neue/n Regisseur*in und ich solle mich da doch mal melden.

Da diese Gruppe ein großer Teil meiner Kindheit war, zögerte ich nicht lange.

Mit meinen Eltern und meinen jüngeren Geschwistern habe ich schon früher die jährlichen Weihnachtsmärchen der Gruppe besucht und wäre schon damals am liebsten mit auf die Bühne gesprungen. Jetzt also diese Chance.

Allerdings hatte ich auch die ganze Zeit im Hinterkopf: ‚Das wird sowieso nichts‘. Ich hatte bis dahin nur wenig Erfahrung in Regie und konnte mir nicht vorstellen, das sie mich nehmen würden. Doch ich hatte mich geirrt.

Ich telefonierte mit dem Vorstand der Gruppe und wenige Wochen später hatte ich mein erstes persönliches Treffen mit eben diesem. Das Eine führte zum Anderen und noch ein paar Wochen später hatte ich einen unterschrieben Vertrag und mein erstes Treffen mit den Darstellern. Dieses Jahr spielen wir Urmel aus dem Eis.

Carina Mischke schaut zuversichtlich auf ihre erste Regie, Foto: Laura Thomas

Carina Mischke schaut zuversichtlich auf ihre erste Regie, Foto: Laura Thomas

Mein erstes Stück als Regisseurin.

Selbst geschrieben, selbst inszeniert, selbst den Kopf drüber zerbrochen. Regie zu führen heißt für mich: ‚Einen Plan haben‘. Aber nicht einfach irgendeinen Plan. Er sollte auch gut sein. Keine Wünsche offen lassen, gut organisiert und auch noch künstlerisch wertvoll sein. Wenn die Regie keinen Plan hat: Wird’s schwierig. Ich würde mich selbst als gut organisierten Menschen beschreiben. Trotzdem hätte ich das ganze nicht ohne Unterstützung schaffen können. Die Gruppe hat jahrelange Erfahrung und hat mich unglaublich gut aufgenommen. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl nicht ernst genommen zu werden.

Ich hatte da zuerst so meine Bedenken.

Ich bin erst 22, habe noch keine riesigen Referenzen als Regisseurin. Aber dafür habe ich mit dieser Gruppe das perfekte Umfeld gefunden.  Meine Mutter sagt immer so schön: Du probierst dich gerade erst aus. Natürlich wird das erste große Projekt nicht perfekt (Mein perfektionistisches Ich möchte das allerdings immer noch nicht wahr haben!). Es muss nicht perfekt werden. Regie muss Spaß machen. Es muss mich weiter bringen. Mehr muss es gar nicht. Obwohl der Druck sehr hoch ist. Die Gruppe existiert in Krefeld schon ewig. Eltern die mit ihren Kindern in die Stücke kommen, sind damals als Kinder vielleicht schon selbst Zuschauer gewesen. Sie sind eine gewisse Qualität der Stücke gewohnt und die Erwartungen sind dementsprechend hoch.

Um diese Zweifel zu bewältigen habe ich für mich folgendes Zitat entdeckt:

„Vollkommen sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit.“

Eine super Motivation, morgens zur Probe zu erscheinen Auch wenn die Angst an einem nagt, das man gerade vollkommenen Blödsinn fabriziert.

Vor den Proben denke ich: Ich habe einen Plan.

Wenn die Probe läuft merke ich: Der Plan fällt gerade auseinander. Mal liegt es daran, dass der Plan doof war. Manchmal daran, dass eine Person vorher nicht bescheid gegeben hat, dass sie nicht zur Probe kommt. Und manchmal auch einfach nur daran, dass wir alle Menschen sind und Proben einfach ein Prozess ist, der nicht immer nach Plan laufen kann. Dann hat jemand hier eine neue Idee, jemand anderes hat körperliche Einschränkungen und kann nicht so arbeiten, wie ich es mir vorgestellt habe. Das Wichtigste für mich als Regie in den Proben ist seither: Wenn sich etwas neues ergibt, geh dem nach. Es entstehen neue Ideen, neue Texte, neue Rollen, neue Szenen, neue Dynamiken. Wenn man sich zu sehr an den ersten Plan hält, gehen so viele schöne neue Ideen verloren.

Jedes Stück entwickelt sich im laufe der Proben.

Wenn die Regie diese Entwicklung unterbindet, kommt zwar ein durchgeplantes Stück am Ende heraus. Aber wird es nie sein komplettes Potenzial entfalten können. Vor allem die Darsteller sollen sich mit meinen Stücken frei fühlen. Wenn sie im Spiel einen Impuls haben, sollen sie sich trauen, den auch anzubieten. Ich würde von mir behaupten, das ich gelegentlich ganz witzige Ideen für Szene habe. Aber ich muss gestehen: Einige der lustigsten Szenen im Stück sind durch eigene Ideen der Darsteller entstanden. Team-Work sollte also ganz groß geschrieben werden.

Also eher: TEAM-WORK!

Und das Ausrufezeichen nicht vergessen.

Eine Regie allein macht noch kein gutes Stück.

Jetzt sind wir bereits in den Endproben und am 28.09.19 ist Premiere. Wenn ich behaupten würde, dass ich absolut zuversichtlich bin, dass alles funktionieren wird, würde ich knallhart lügen. Ich sitze gerade zuhause und versuche tiefenentspannt zu meditieren. Funktioniert so la la. Nur das Atmen nicht vergessen. Ich habe in den Proben allerdings gelernt: Ich bin nicht allein. Ich kann mich auf die Darsteller und das ganze Team verlassen. Am Ende kann die Regie sowieso nur im Publikum sitzen und die da vorne machen lassen. Jetzt bin ich einfach nur gespannt, wie die ersten Vorstellungen laufen werden. Um das Ganze mit den Worten meiner Regieassistenz zu beenden:

„Ach, das wird schon.“

Erste Regie: TAKkie Carina Mischke inszeniert das Urmel aus dem Eis

TAKkie Carina Mischke inszeniert das Urmel aus dem Eis

Termine:

Es gibt jeweils zwei Vorstellungen pro Tag. Beginn jeweils um: 13:30 und 16 Uhr

28.09.19 & 29.09.19

26.10.19 & 27.10.19

02.11.19 & 03.11.19

https://laienspielgruppe-bayer.de/vorverkaufsstellen.html

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