Schauspielausbildung

Warum Wertschätzung in der Schauspielausbildung wichtig ist

In der Schauspielausbildung und darüber hinaus brauchen wir ehrliches Feedback, um an unseren Schwächen arbeiten zu können. Aber zuviel negative Kritik füttert unser Ego mit Zweifeln. Kritik muss ehrlich, aber immer auch wertschätzend sein. Wichtig ist, dass wir uns unsere Schwachpunkte bewusst machen, und dann positive Formulierungen für das finden, was wir erreichen wollen und unser künstlerisches Selbstwertgefühl stärken, indem wir den Fokus auf unsere Stärken legen.

Wichtig ist, die eigenen Stärken herauszuheben und zu wertschätzen, Mut zu machen, und gleichzeitig ehrliche Beurteilung und konstruktive und wegweisende Kritik auszuüben, Stärke in den Schwächen zu finden (durch schwierige Herausforderungen), und zu lernen/lehren, wie man mit Kritik umgeht und wie man sie am besten für sich nutzen kann. Eine schöne Methode des kollektiven Feedbacks ist die DAS-Arts Methode, die wir während der Schauspielausbildung an der Theaterakademie Köln im 6. Semester im Fach Erzählen erlernt und erfolgreich angewandt haben. Es ging darum, Feedback für unsere Arbeit zu nutzen und vor einer öffentlichen Präsentation schon zu schauen, wie das Erarbeitete bei anderen Personen ankommt und was von dem funktioniert und was nicht. Ich finde, kollektives Feedback eröffnet neue Räume, seine eigene Arbeit zu reflektieren, seine Ausdrucksmöglichkeiten zu erweitern, und den eigenen schöpferischen Prozess voran zu treiben. In der Gruppe fällt es viel leichter, Feedback zu geben und zu erhalten und es gibt einen interessanten Austausch.

Bild: olayinka babalola / unsplash

Wir müssen uns nicht jeden Schuh anziehen

Ab dem 7. Semester habe ich während meiner Schauspielausbildung entschieden, dass ich nicht jede Kritik umsetzen muss. Vor allem, dass das überhaupt nicht möglich ist. Vielmehr noch, dass ich zum Beispiel beim Versuch, Feedback von verschiedenen Dozenten zu einem Monolog umzusetzen, ganz sicher scheitern musste, da das Feedback so unterschiedlich war, zum Teil sogar komplett gegensätzlich. Es ist nicht möglich, es allen recht zu machen und allen Meinungen und Geschmäckern gerecht zu werden. Man sollte sich auf jeden Fall Feedback anhören auch offen dafür sein und dann auf sein Gefühl hören, welche Kritik man nachvollziehen kann und was für einen selber umsetzbar ist. Wenn man sich darauf einlässt, seiner Intuition zu vertrauen, wird sie einem sicher den richtigen Weg weisen.
Und wenn es mal niederschmetternde Kritik gibt, einfach weitermachen! Kreativität ist das beste Heilmittel gegen Kritik. Oder wie Goethe gesagt hat: ´Was immer du meinst oder glaubst, tun zu können, beginne damit. Handeln ist Magie, Anmut und Kraft.“

Eigen-Feedback während der Schauspielausbildung?

Um sich selbst eine gute Eigen-Einschätzung geben zu können, braucht es Intuition und ein gesundes Maß an Zweifeln, die Verbindung von Herz und Verstand, Offenheit und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Was ist eigentlich „gut“? Wann hatte ich selber das Gefühl, „gut“ zu sein und warum?

Das Gefühl, etwas gut gespielt zu haben, hatte ich immer dann, wenn es mich in dem Moment berührt und von innen heraus geführt hat, sodass es einfach passiert ist und ich nichts hinzu fügen („spielen“) musste. Und sehr gut hat es sich für mich angefühlt, wenn ich wusste, dass es auch den Zuschauer berührt und etwas in ihm bewegt hat, also wenn genau das passiert ist, was die Motivation hinter meiner Berufung ist. Menschen zu berühren. Oder um es bildhafter zu beschreiben:

Ich möchte auf der Bühne Feuer speien und die Herzen der Zuschauer in Brand stecken.

Klingt ziemlich wild aber so ist es. Manchmal fühle ich mich wie ein Vulkan, in dem es brodelt. Eine Mischung aus Gefühlen, Leidenschaft und Energie, ein explosives Gemisch, das unbedingt raus will. Das habe ich gelernt, für mich zu nutzen – Warum will ich Schauspielerin sein? Was ist meine größte Motivation dahinter? Diese Frage muss ich mir immer – besonders während der Schauspielausbildung an der Theaterakademie Köln – wieder stellen. Denn das ist es, was mich antreibt, meine Herzenskraft, die wie ein Feuersturm mein Ego wegbläst, das versucht, mich klein zu halten, indem es mich an äußeren Dingen/Wertungen festzuhält.

Bild: ian dooley / unsplash

Wir brauchen zu große Schuhe, in die wir hinein wachsen können

Eine wichtige Feststellung, die ich in der Schauspielausbildung gemacht habe, ist, dass ich mich sehr oft der „self-fullfilling-prophecy“ hingegeben habe. Diese Tatsache kann man sich, wenn man es merkt, zu nutzen machen, aber es erstmal zu erkennen, ist der erste wichtige Schritt, um sich daraus zu befreien.

Dabei geht es nicht nur um die eigenen Erwartungen, sondern und auch um die Erwartungen, die andere Menschen an uns haben. Wie diese Art von selbsterfüllender Prophezeiung funktioniert, habe ich dann am stärksten gemerkt, wenn ich auf den ersten Blick extrem schwierige Aufgaben bekommen habe, die ich erstmal nicht zu lösen wusste oder dachte „Ohgott, das kann ich doch gar nicht!“ Doch dann hab ich´s einfach gemacht, weil ich wusste, dass es von mir erwartet wurde.

Dadurch habe ich gemerkt, dass ich kann. Diese Aufgaben haben mir gezeigt, dass ich kann. Weil ich wusste, dass man es mir zutraut, sonst hätte man mir diese Aufgaben ja nicht gestellt. Und dann musste ich es nur noch tun.
Dieses psychologische Prinzip kann auch negative Auswirkungen haben, denn wir neigen oft automatisch dazu, die Erwartungen anderer zu erfüllen, auch wenn sie damit falsch liegen. Wenn andere Menschen, vor allem Autoritätspersonen zu geringe Erwartungen an uns haben oder uns unterschätzen, sollten wir lernen, uns von diesen Erwartungen zu lösen.

Aber wir brauchen auch Geduld und Vertrauen und sollten nicht von uns enttäuscht sein, wenn unser Fuß nicht über Nacht in den Schuh hinein gewachsen ist und uns dann dafür bestrafen. Denn so, wie das Gras nicht schneller wächst, wenn man dran zieht, brauchen viele Veränderungen auch Zeit.

Bild: lea dubedout / unsplash

Ausgelernt?

Im 3. Jahr der Schauspielausbildung an der Theaterakademie Köln, als es langsam schon Richtung Abschluss ging, habe ich mich gefragt ob ich schon bereit bin fürs Berufsleben und dachte: Ja, ich hab zwar schon einiges in der Hand, aber ist das auch genug…? Aber genug für was? Eine Berufseinsteigerin zu sein? Auf jeden Fall. Ich glaube das richtige „Lernen“ fängt nach der Schauspielausbildung erst an. In der Praxis. Ich weiß, dass ich als Künstlerin mein ganzes Leben lang immer in einem Prozess sein werde.

Dass ich mich immer verändern werde, dass ich nie „angekommen“ sein werde im Sinne von „Es ist keine Entwicklung mehr möglich“. Und irgendwie ist das ein schöner Gedanke und gleichzeitig beruhigend. In meinem künstlerischen Prozess unterstützt mich außerdem gerade das Buch „Der Weg des Künstlers“, welches ich jedem ans Herz legen möchte, der sich zu Künstlerischem berufen fühlt, weil es ein wundervolles und wirklich inspirierendes Buch ist!

Meine Schauspielschule ist eine Schmetterlingsfabrik

Um ein Schmetterling zu werden, muss man sich aus seiner Verpuppung befreien. Und dafür braucht man erstmal eine. Wir kommen alle als kleine Raupen an die Schauspielschule, unsere Flügel sind noch unsichtbar, aber wir wissen, dass sie da sind, zumindest vermuten wir es. Wir fangen an, uns in einen Kokon aus Wissen, Sicherheit, Regeln, Struktur und liebevoller Unterstützung einzuhüllen und durchleben darin Angst, Mut, Anstrengung, Herausforderung, Erkennen, Loslassen, Scheitern, Gelingen, Wahrnehmung, Enttäuschung, Gefühlschaos, Ausbrüche, Dunkelheit, Erhellung, Schmerz, Freude. Das sind all die Farben unserer Flügel.

Und am Ende der Schauspielausbildung, außerhalb des Kokons wartet die große Freiheit, die Sonne, in die wir hinaustreten, damit man endlich unsere Farben sehen kann. Dafür müssen wir uns aus dem Kokon befreien, und ja ich gebe es zu, das tut weh! Aber wir wussten, dass es so kommen würde und wir lassen uns darauf ein. Weil wir nun die Freiheit leben können, von der wir geträumt haben. So wartet bald auch die große Freiheit auf mich und ich schaue mit Freude und Dankbarkeit zurück auf meinen Kokon, der mir geholfen hat, ein großer bunter Schmetterling zu werden.

von Maria Sauckel-Plock

Autorin des TAKBlogs Maria Sauckel-Plock

Über Maria Sauckel-Plock

Maria Sauckel-Plock wusste mit 13, dass sie Schauspielerin werden will, weil sie es liebt, Geschichten zu erzählen und Menschen zu berühren. Sie startete in der Theater AG ihrer Schule, machte ein Praktikum an einer Schauspielschule, und besuchte zwei Jahre lang eine Jugendschauspielschule in Wiesbaden. Nach ihrem Abitur studierte sie zwei Semester Philosophie an der Goethe-Universität in Frankfurt, während sie sich auf die Aufnahmeprüfungen an Schauspielschulen vorbereitete und besuchte nebenbei das Schauspielseminar der Uni.

Seit 2014 absolviert Maria eine Schauspielausbildung an der Theaterakademie Köln. Neben der Schauspielerei ist Tanzen ihre große Leidenschaft , die sie in der Theaterakademie in verschiedenen Projekten ausleben konnte. So leitete sie zB. im dritten Semester eine Tanz AG, drehte im 5. Semester einen Tanzfilm und erarbeitete im 6. Semester ein Tanzprojekt mit ihrem Dozenten Gregor Weber.
Nun steht Maria kurz vor ihrer Diplominszenierung und ihrem Abschluss an der Theaterakademie Köln und freut sich auf das Berufsleben und die vielen spannenden Erfahrungen auf der Bühne und vor der Kamera.

Titelbild: allef vinicius / unsplash

Jahrgang 1992 | Haarfarbe: kastanienbraun | Augenfarbe: dunkelbrauch | Größe: 1,61 m | Statur: athlethisch-sportlich | Nationalität: deutsch | Dialekt: hessisch | Sprachen: Englisch (fließend), Französisch (Grundkenntnisse), Spanisch (Grundkenntnisse) | Tanz: Contemporary, Hiphop, Butoh | Instrument: Gitarre (Grundkenntnisse) | Führerschein Klasse B

Dreherfahrung:
-Diverse Komparsenrollen zB. 2017: Komparsenrolle im Kinofilm „HERRliche Zeiten“
-2014: Rolle der DJane in einem Social Media Spot für Motorola
-2017: Hauptrolle im Kurzfilm „Die Nacht in Dir“
– Camera Acting Workshop an der Theaterakademie Köln

Theater:
2016: „In einem tiefen dunklen Wald“ im Casamaxtheater in Köln Regie: Hille Marks
2016: Theaterperformance am Decksteiner Weiher in Köln
(Kooperation von Theaterakademie Köln und Naturschutzbund
Köln/Leverkusen) Regie: Gregor Weber
2017: Room Service Theatrale Erlebnisräume im Kunsthaus Rhenania Köln
Regie: Gregor Weber

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