Parasites Ensemble, Foto Yves Sanwidi
Allgemein,Regie

Ein wenig Größenwahn: Das Parasites Ensemble

Wir haben Parasiten! Das PARASITES ENSEMBLE ist ein junges Kolektiv, dass sich nach der Gründung zu Jahresbeginn auf den Weg zu seiner ersten Premiere macht. Wir haben die Gruppe um einen Gastbeitrag für den TAKBlog gebeten. Viel Spaß!

SULAMITH

Die Debutinszenierung des PARASITES ENSEMBLES

Wer steckt eigentlich hinter dem Parasites Ensemble?

Das Parasites Ensemble ist ein freies Künstler*innenkollektiv, das aus Kölner Studierenden besteht. Wir haben zwar keine professionelle Ausbildung in einem künstlerischen Bereich, mringen jedoch zum Teil jahrelange Erfahrung in den Bereichen Theater, Performance, Regie, Szenisches und Kreatives Schreiben, Fotografie, Musik und Tanz mit. Und genau in diesen Bereichen probiert sich das ganze Ensemble kollektiv aus – demokratisch, hierarchielos und mit ganz viel Leidenschaft und Herzblut!

Die Idee zur Gründung des Ensembles beschreibt die Gruppe so:

„Wir haben uns ein Theaterensemble gewünscht, das anders als die meisten konventionellen Ensembles ohne hierarchische Strukturen und stattdessen basisdemokratisch funktioniert. Wir sind uns einig, dass der Kollektivgedanke im Vordergrund steht. Also eine auf Augenhöhe basierende Form der künstlerischen Zusammenarbeit. Dies erweist sich als ein experimentelles Unterfangen, da in der Theaterszene in den meisten Fällen klare Machtstrukturen vorherrschen. Außerdem bedarf es viel Kommunikation und Geduld, um eine zielgerichtete, kompetente Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Künstler*innen zu gewährleisten. Wir wollten aber einen Raum schaffen, in dem sich alle Mitwirkenden anerkannt und respektiert fühlen. Sokönnen sie sich in ihrer Kreativität frei entfalten, und voneinander lernen.“

Ein wenig Größenwahn

Parasites ensemble: hinten von links nach rechts Laelle Makazu, Tom Tautorus und Stella Anaïs Kretschmer, vorne von links nach rechts Marie Sophie Gottschalk, Jan van Putten, Julia Hoffmann und Samira Clausius, Foto Yves Sanwidi

Das Parasites Ensemble

Als wir im Februar dieses Jahres das Parasites Ensemble gründeten, um uns einen Platz in der freien Theaterszene Kölns zu erkämpfen, wurden wir zunächst als größenwahnsinnig bezeichnet. Ein wenig Größenwahn gehört vielleicht am Anfang dazu. Wir haben uns gedacht: Aller Anfang ist schwer. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Und wer hätte gedacht, dass es so gut laufen würde.

Nach einem erfolgreichen Casting im Kaffee Güzel Ende März konnten wir sieben beeindruckende Künstler*innen um uns versammeln. Wir merkten schnell wie viel Potenzial in jeder und jedem Einzelne*n von uns steckt. Wir sind neun Menschen voller Motivation und Tatendrang, und vor allem voller kreativer Ideen und Visionen.

Am Anfang standen aber erst einmal Termin-Abgleichungen, sowie Ideologie- und Plenumsdiskussionen auf der Tagesordnung. Da wurden wir schnell zurück auf den Boden der Tatsachen geholt, denn der organisatorische Aufwand für die Gründung eines Ensembles und die Realisierung unserer Ideen sind nicht zu unterschätzen. Die Arbeit hat sich allerdings mehr als gelohnt. Denn mittlerweile blicken wir auf zwei erfolgreich in die Tat umgesetzte Performances zurück und stehen kurz vor der Premiere unseres ersten selbst geschriebenen und inszenierten Theaterstücks: SULAMITH.

Halbnackte Menschen und viel Wein

Unseren ersten öffentlichen Auftritt hatten wir schon am 15. Juni 2019 auf dem “Zusammen Leuchten” Festival in Köln. Eine Performance mit lautem Geschrei und viel Farbe in den Haaren. Bereits die Vorbereitung und Entwicklung des Konzepts war eine Herausforderung: Neun individuelle kreative Köpfe, eine Idee – und keiner hat so recht das Sagen. Inmitten chaotischer Diskussionen ging anfangs die praktische Vorbereitung verloren. Nicht nur einmal warf jemand in die Runde: „Und was, wenn das Alles doch Schwachsinn ist?“ Aus den Fehlern lernen wir.

Das nächste Projekt war ein Online-Happening: „Die lange Nacht der Dialektik“. Von 19 Uhr abends bis sieben Uhr morgens trugen wir die „Dialektik der Aufklärung“ von Adorno und Horkheimer im Livestream auf Facebook und Instagram vor. Mit dabei waren satanische Häschen, halbnackte Menschen und viel Wein.

„SULAMITH“ – feiert seine Uraufführung am 23. Oktober 2019 in der Studiobühne Köln.

 

Aktuell stecken wir also in den Endproben für unser erstes hauseigenes Theaterstück “SULAMITH“. Das Stück verbindet Elemente des Sprech- und Tanztheaters. Es behandelt thematisch das Phänomen verflossener Liebschaften, die einen einfach nicht loslassen wollen und immer wieder einholen, was es einem sehr erschwert, sich auf neue Beziehungen einzulassen. Ein Thema, das wohl den meisten vertraut sein dürfte. Der Text ist zum Teil selbst geschrieben und besteht zum Teil aus Passagen des Hohelieds des Königs Salomos an die Fürstentochter Sulamith aus der Bibel.

Vor allem unsere erste Performance auf dem „Zusammen Leuchten“ Festival hatte uns gelehrt, dass trotz unseres Ideals möglichst weniger Hierarchien, für eine Projektrealisierung nötige Leitungsstrukturen konsensual geschaffen und eingehalten werden müssen. Aus diesem Grund gibt es bei der Inszenierung von SULAMITH klarere Aufgabenverteilungen. Die beschränken sich aber explizit auf dieses Projekt und gelten nicht automatisch für das Ensemble. So führt die Person, die das Stück geschrieben hat, auch die Regie und leitet das Projekt. Sie wird unterstützt von einer anderen Parasitin als Regie-Assistenz.

Was organisatorische Aufgaben angeht, haben wir versucht, diese so gut es geht unter allen Beteiligten aufzuteilen. Wir hatten viel Unterstützung bei den verschiedenen Fotoshootings, dem Dreh des SULAMITH-Teasers sowie bei der Gestaltung und des Layouts der Flyer und Plakate. Eine Person aus dem Ensemble wird bei unseren Aufführungen die Technik fahren. Und der Rest von Uns stehen auf der Bühne, wobei unsere Tänzerin auch verantwortlich ist für alle im Stück vorkommenden Choreografien.

Zur Gründung des Ensembles brauchten wir vor allem Selbstsicherheit

Als frisch gebackenes Ensemble aus Studierenden sind wir auf Unterstützungen von außerhalb angewiesen. Deshalb sind wir sehr dankbar, dass unsere Produktion vom AStA der Universität zu Köln gefördert wird und wir im Rahmen des Programms UniBühne in der Studiobühne Köln aufführen können. Überdies danken wir der Studiobühne Köln und der Theaterakademie Köln, dass wir kostenfrei in ihren Räumlichkeiten proben durften. Gerade die Suche nach geeigneten Probenräumen war doch schwieriger als gedacht. Diese Inszenierung hat uns gezeigt, wie wichtig es ist Kooperationen zu knüpfen und sich als Künstler*innen in der freien Szene gegenseitig zu unterstützen.

Wir bestehen auf unserer Daseinsberechtigung

Zum jetzigen Stand können wir zurückblickend sagen:  Zur Gründung des Ensembles brauchten wir vor allem Selbstsicherheit. Gerade in der deutschsprachigen Kunstszene. Die ist ohnehin voll von umwerfenden Persönlichkeiten und Gruppierungen. beginnt man schnell, an den eigenen Ideen und Visionen zu zweifeln. Das mussten und müssen wir ablegen, denn wenn wir nicht an uns selbst glauben, dann wird es auch sonst niemand tun.

Wir sind alle keine professionellen Künstler*innen. Trotzdem bestehen wir auf unsere Daseinsberechtigung in der freien Theaterszene und feiern damit auch immer mehr kleine und große Erfolge. Wir bilden als Kollektiv einen Schutzraum für alle Mitwirkenden. Hier können wir unsere kreativen Ideen mitteilen, ohne dafür bewertet zu werden. Damit fällt es uns inzwischen auch als Einzelpersonen leichter, uns künstlerisch frei zu entfalten.

 

 

 

 

 

 

 

 

Wenn ihr uns kontaktieren wollt, dann könnt ihr das auf den gängigen Social Media Kanälen unter @parasitesensemble oder per Mail an parasitesensemble@gmail.com tun.

 

„SULAMITH“ könnt ihr vom 23. – 27. Oktober jeden Abend um 20 Uhr in der Studiobühne Köln sehen. Karten könnt ihr unter studiobühneköln.de reservieren. Wir hoffen, wir haben euch neugierig gemacht und ihr erscheint zahlreich.

Bis dahin, wir freuen uns auf euch!

 

Das Parasites Ensemble

 

@parasitesensemble

https://www.facebook.com/parasitesensemble/

parasitesensemble@gmail.com