Kurzinterview,Schauspieltraining

Die Theaterakademie übernimmt das Comedia – Schauspieltraining

Die Theaterakademie Köln übernimmt das Comedia-Schauspieltraining und bekommt eine neue Abteilung. Das Schauspieltraining ersetzt zukünftig die Weiterbildung. Was das genau bedeutet und welche Konsequenzen der Prozess für die Schauspielschule hat, hat Schulleiter Robert Christott in einem FAQ zusammengefasst:

Die Theaterakademie Köln bekommt eine zweite Abteilung. Was genau bedeutet das?

Die Theaterakademie Köln bildet seit über zwanzig Jahren Schauspieler*innen aus. Dieser staatlich anerkannte Ausbildungsbetrieb war bisher so zusagen die Kernabteilung des Hauses. Daneben gab es immer schon Semi-professionelle Angebote und Weiterbildungsmöglichkeiten. Nun kommt eine ganz neue Abteilung hinzu. Wir übernehmen das bisherige Schauspieltraining des Comedia Theaters, das hier ganz in der Nähe in der Kölner Südstadt sitzt. Das Schauspieltraining ist dort von der Theaterpädagogin Ursula Armbruster über zwanzig Jahre lang aufgebaut worden und hat Menschen ausgebildet, die nicht hauptberuflich Schauspiel studieren oder als Schauspieler*innen arbeiten können. Man kann sagen, dass Ursula Armbruster Deutschlands erste umfassende Amateurschauspielschule gegründet hat, die direkt an ein Theater angeschlossen war.

Wie kam es dazu?

Das Comedia Theater wird umstrukturiert. Im Zuge dieser strategischen Umbauten wird das Schauspieltraining ausgegliedert. Da dieser Bereich immer gut lief und sehr nachgefragt war und ist, war eine Auflösung der Abteilung in niemandes Interesse. Ursula Armbruster und die Comdia haben sich den Markt angeschaut und uns dann ein Angebot zur Zusammenarbeit gemacht.

Warum ist die Wahl auf die TAK gefallen?

Wir liegen zentral in Innenstadtlage und in direkter Nähe zur Comedia. Die Theaterakademie Köln hat rund 800 Quadratmeter an Arbeitsräumen und ist damit bestens geeignet für ein umfangreiches Kursprogramm. Den Ausschlag hat sicherlich gegeben, dass das Menschenbild von Ursula und mir und das Leitbild der TAK und des Schauspieltrainings einfach perfekt harmonieren. Wir wollen professionell und sehr anspruchsvoll arbeiten – sowohl mit Profis in der Ausbildung als auch mit Amateuren im Training. Neben dem künstlerischen und pädagogischen Anspruch teilen wir auch eine respektvolle, undogmatische und empathische Haltung zu unseren Teilnehmer*innen. Nach dem ersten Sondierungsgespräch war klar, dass die Rahmenbedingungen ideal sind. Und da haben wir das gemeinsam entschieden.

Was ist das Schauspieltraining genau?

Das Schauspieltraining ist eine Art Baukastensystem. Die Teilnehmer*innen können über einen Zeitraum von zwei Jahren in auf einander aufbauenden Modulen Schauspiel lernen. Das beginnt mir Grundkursen, wird mit Aufbaukursen fortgesetzt und Endet in einer Projektphase mit öffentlichen Vorstellungen am Theater. Wer das absolviert hat, kann in verschiedenen Inszenierungen immer weiter spielen und so die individuellen schauspielerischen Fertigkeiten trainieren. Oftmals bilden sich aus den Gruppen auch kleine Ensembles, die eigenständig weiterarbeiten.

Was bedeutet die Fusion für die Schauspielschule?

Durch die Übernahme gewinnen wir als Schule ein ungeheures Potenzial. Dieses Format ist bislang deutschlandweit ohne Vergleich und genießt ein hohes Ansehen. Das liegt vor allem am Team um die Abteilungsleiterin Ursula Armbruster. Die Schauspieler*innen, Regisseur*innen und Theaterpädagog*innen sind sehr erfahrene und inspirierende Persönlichkeiten der Kölner Schauspielszene. Darunter sind auch Dozent*innen, die bereits an der TAK unterrichten sowie Absolventen der Schule. Für mich entsteht mit der neuen Abteilung in unserer Schule ein umfassendes Ausbildungszentrum. Das entspricht ganz dem Motto der Schauspielschule: „Nur Mut!“

Natürlich bedeutet eine neue Abteilung auch mehr Teilnehmer*innen. Daher kommen ganz praktische Anforderungen auf die Infrastruktur des Hauses zu. Wir werden sicherlich schon 2019 in die Theaterakademie investieren können und somit für alle, die unter dem Dach der TAK arbeiten, eine spürbare Steigerung der Arbeitsqualität erreichen können.

Motiv der Schauspieltraining-Inszenierung Balkonszenen, Foto: M. Decher

Welchen Einfluss hat die Fusion auf die Schauspielausbildung?

Die neue Abteilung ermöglicht uns eine klare Zuspitzung innerhalb der beiden Bereiche. Bisher hatten ausgewählte Menschen unter dem Label TAK-Weiterbildung die Möglichkeit, an Seminaren der Diplomschüler*innen teilzunehmen. Das haben wir stets als Bereicherung empfunden, wenn gleich die Eingliederung von Amateuren in die Profiausbildung nicht immer problemlos geklappt hat. Dieses Weiterbildungsmodul bauen wir in Zukunft komplett ab.

Die Ausbildung auf Diplom für Berufsschauspieler*innen ist zukünftig klar getrennt vom Schauspieltraining, was für die Qualität der Lehre sicherlich für alle von Vorteil ist. Klar ist, dass die Bedürfnisse von Auszubildenden in Vollzeit ganz anders sind als die von z.B. Berufstätigen, die nebenher Kurse besuchen.

Wie fügt sich das Schauspieltraining zukünftig in die Abläufe der TAK ein?

Die Fusion läuft insgesamt über anderthalb Jahre. Im April 2019 beginnen die ersten Kurse bei uns. Das Training läuft in Trimestern. Das heißt alle drei Monate kommt künftig ein Segment dazu, bis im September 2020 bis zu 20 Kurse von Montag bis Donnerstag als Abendschiene bei uns laufen.

Die Profiausbildung wird in diesem Zeitraum mehr und mehr in den Tag gehen. Das bietet auch für die Schüler*innen große Vorteile, da die meisten von ihnen in der Ausbildung nebenher arbeiten müssen. So sind die Arbeitszeiten für alle sehr klar berechenbar.

Durch den langen Zeitraum der Fusion haben wir alle die Möglichkeit, das Zusammenwachsen der Abteilungen zu moderieren und auf die Schnittstellen – vor allem Zeiten und Räume – zu achten. Die Fusion soll harmonisch ablaufen und allen Beteiligten das Gefühl vermitteln, eine Bereicherung zu erleben.

Und andersherum: Welche Konsequenzen hat die Fusion für das Schauspieltraining?

Das Alleinstellungsmerkmal verschiebt sich etwas. Zukünftig ist das Besondere an der Konstruktion, dass die Amateurschule direkt an eine staatlich anerkannte Profi-Schauspielschule angegliedert wird. Das heißt das Umfeld in dem das Schauspieltraining stattfindet, ist sehr produktiv und inspirierend für alle, die sich forschend mit der Schauspielerei auseinandersetzen. Wir suchen derzeit eine Bühne in Köln, wo wir ab 2020 die Abschlussproduktionen der Amateure zeigen können. Natürlich ist es etwas anderes, als im eigenen Haus auf den Bühnen der Comedia zu spielen. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir einen spannenden und anziehenden Spielort finden werden. Denn das ist ganz klar: Die Produktionen werden auch in Zukunft unter realistischen Bedingungen an einem angesehenen Theaterhaus präsentiert werden.

Wird es auch eine Zusammenarbeit der Abteilungen geben?

Natürlich sind Schnittstellen denkbar. Unsere Auszubildenden haben großes Interesse an Regie und Regieassistenzen. Durch die neue Abteilung kommen zahlreiche Gelegenheiten hinzu, bei profilierten Regieführenden über die Schulter zu schauen und Verantwortung zu übernehmen. Außerdem richtet sich das Training auch an Jugendliche und junge Erwachsene, die vielleicht später mal an einer Profi-Schauspielschule vorsprechen wollen. Da kann eine Durchlässigkeit natürlich für alle von Vorteil sein, wenn etwa das erfolgreiche Absolvieren eines Grundkurses das Vorsprechen ersetzt, weil wir die Teilnehmer*innen einfach intensiv kennen lernen.

Was künstlerische Zusammenarbeit angeht haben wir in den letzten Jahren mit der Regieklasse auch tolle Erfahrungen gesammelt. Die Regieklasse ist ein Regiestipendium der Jungen Theatergemeinde Köln exklusiv für Schüler*innen der Theaterakademie Köln. Eine Auflage für die dort entstehende Inszenierung ist, dass die Nachwuchsregisseur*innen auf der Bühne keine Profis haben dürfen. Die Inszenierungen mit jungen Amateuren waren immer großartig und haben auch die Kritiker begeistert. Wir haben da also keine Scheu.

Und nicht zuletzt wächst das hausinterne Publikum, dass einander anschaut und sich Feedback gibt. Ich bin sicher, dass beide Seiten durchaus Interesse an gemeinsamen Veranstaltungen haben, auch wenn man am Anfang die Zusammenarbeit wahrscheinlich moderieren muss.

Schulleiter der Theaterakademie Köln Robert Christott

Schulleiter der Theaterakademie Köln Robert Christott

Mehr Interviews zur Schauspielausbildung der Theaterakademie Köln findest du hier.

Portrait: Simon Howar
Titelbild: rawpixel / unsplash

 

 

 

 

 

 

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