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Max Sartore: Schauspieler, Stuntman, Manager

Als Max Sartore vor 15 Jahren seine Schauspielausbildung an der Theataerakademie Köln abschloss, ahnte er nicht, dass er später als Unternehmer niemals länger als drei Wochen auf einem Kontinent verbringen würde. Wie es dazu kam und wie er als Schauspieler in seinem Beruf profitiert, hat er uns erzählt.

TAKBlog: Hallo Max. Du hast im Jahr 2003 deinen Abschluss an der Theaterakademie gemacht und bei der ZAV (damals noch ZBF) vorgesprochen. Was machst du heute?

Max Sartore: Heute bin ich Unternehmer und hebe weniger Zeit der Kunst nachzugehen. Mein Weg vom Schauspieler zum Unternehmer war nicht geplant, genauso wie ich nicht geplant hatte einen Künstlerischen Beruf zu erlernen. Nach meiner Ausbildung habe ich eine Zeit lang in einem Ensemble gearbeitet. Das war aber nichts für mich. Die Vorschriften der Gewerkschaften waren mir einfach zu eng.

Noch 2003 hab ich dann selber einige Produktionen in der Kleinkunstszene auf die Beine gestellt und gespielt. Außerdem habe ich einige Hörbücher produziert. Das war eher mein Ding: selber etwas komplett auf die Beine stellen, auch wenn das finanziell eher schwierig war. Durch meine ständige Tätigkeit als Stuntmen hatte ich auch immer wieder beim Film zu tun und konnte in internationalen Produktionen als Stuntman arbeiten. Hier hab ich erlebt, das mir das Getue um das Spielen nicht gefiel und ich eher in der Produktion tätig sein wollte.

Ab 2005 konnte ich als Stuntfahrer einige Testfahrten für OEMs* in Deutschland durchführen. So lernte ich 2006 zufälligerweise einen tollen Menschen kennen, mit dem ich meine erste Firma gründete. Wir haben das sehr erfolgreich hingekriegt und 2010 verkauft. Mir wurde schnell bewusst das genau das mir Spaß macht: Selber eine Idee umzusetzen, egal in welchem Bereich.

Ich habe dann noch einen Master in Projekt- und Qualitätsmanagement an der Uni Bremen absolviert. Und im Jahr 2009 bin ich dann immer mehr in die Automotiv-Industrie eingestiegen. Anfangs waren es Job über das Testfahren. Mehr und mehr wurden gesamte Entwicklungsprojekte daraus. Heute hab ich knapp 30 Leute bei mir in der Firma und wir sind Weltweit unterwegs**. Also, um Deine Frage zu beantworten: ich hab einfach jede Chance genutzt und was draus gemacht.

Der Schauspieler Max Sartore im Protrait von Fotograf Oli Ritz

TAKBlog: Welche Rolle spielt die Schauspielausbildung in deiner Karriere?

Max Sartore: Wenn man versucht, alles Gelernte anzuwenden, dann hilft jede Ausbildung in der Karriere. Aus der Schauspielausbildung haben mir einige Methoden in meinem jetzigen Job stark geholfen. Man lernt auf Menschen zu zu gehen. Man lernt, wie man Themen präsentiert. Und man lernt, Menschen zu begeistern. Zudem hab ich als Schweizer durch die Ausbildung gelernt, ein echtes korrektes Deutsch zu sprechen. Das war ein großer Vorteil, glaube ich.

TAKBlog: Siehst du Parallelen vom Schauspieler zum Manager?

Max Sartore: Ich bin nicht sicher, ob es da so große Parallelen gibt. Ich bin eher der Meinung, das manche Manager ein paar Lockerungsübungen und Persönlichkeitstraining bräuchten. Die meisten Unternehmen an der Börse funktionieren nach meinem Eindruck nicht mehr nach Vernunft. Alles muss auf Quartalszahlen ausgelegt sein. Und das Schlimme ist: wenn ein Quartal nur so gut war wie das letzte, ist es ein schlechtes Quartal. Ein Schauspieler kann eine geniale Leistung gezeigt haben und bekommt dafür trotzdem nicht jedesmal einen Oscar.

TAKBlog: Spielst du noch?

Max Sartore: In den letzten 3 Jahren hab ich nur noch ab und zu Stunts gemacht für Freunde, die eine Produktion auf die Beine gestellt haben. Sonst leider nicht mehr.

TAKBlog: Welche Schwerpunkte findest du als Schauspieler wichtig in der Ausbildung ?

Max Sartore: Ich glaube, das ist sehr typabhängig. Mir hat die Sprecherziehung enorm viel geholfen. Das war vor allem den guten Dozenten zu verdanken, die ich hatte. Die Trainings im Bereich NLP*** waren super. Und die Improvisation. Da habe ich am meisten gelernt, auf den Anderen einzugehen und zu beobachten. Ich glaube, das Beobachten das Wichtigste ist. Aber ich würde auf nichts von dem verzichten wollen, was ich gelernt habe. Alles war am Ende hilfreich. Jede Herausforderung braucht eben andere Herangehensweisen. Und da war es gut, das wir sehr viele unterschiedliche Dinge und Methoden gelernt haben. Zudem habe ich in der Zeit alles zu Schauspielerei gelesen, was mir in die Hände kam. Und ich habe immer wieder ausprobiert. Immer wieder. In Kaffees und an anderen öffentlichen Plätzen hab ich einfach ausprobiert 🙂

TAKBlog: Was für einen Tipp kannst du den SchauspielschülerInnen von heute mit auf den Weg geben?

Max Sartore: Probiert alles aus. Seit offen für jeden Job den ihr bekommen könnt. Spielt mit euren Kollegen so oft wie möglich irgendwelche Szenen. Egal was.

Wir danken Max Sartore für das Gespräch. Das Interview führte Robert Christott.

Teaserbild: Copyright Max Sartore


*OEM: Original Equipment Manufacturer sind Erstausrüster in der Automobilindustrie
**MWConsulting hat den Sitz in München. Design und Konstruktion für die Mobilitätsindustrie, vor allem Automobile. Die Firma führt Fahrzeug-Testversuche durch. U.a. für BMW, Rolls Royce, Mini, Audi, Bentley, Lamborghini, VW, Mercedes, Ford, Lincoln oder Bombardier
*** NLP: Neuro-Linguistisches Programmieren ist eine Sammlung von Kommunikationstechniken und Methoden zur Veränderung psychischer Abläufe im Menschen. NLP wird an der Theaterakademie Köln nicht mehr unterrichtet. Lenkende Methoden der Kommunikation werden seit 2013 in den Fächern Erzählen 1-3 vermittelt.