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Rike Moll: Mein Praktikum an der Theaterakademie Köln

Ich möchte hier über meine Zeit und meine Erfahrungen als Praktikantin an der Theaterakademie Köln schreiben.

Ich glaube, für „Außenstehende“, ist es schwer zu verstehen, was in einer Schauspielschule passiert. Für mich war es vor den drei Wochen Praktikum auch ein Thema, mit dem ich mich nie wirklich beschäftigt habe. Worum es in der Theaterakademie Köln wirklich geht, beschreibt dieses Zitat einer Schauspielstudentin:

„Ich habe schnell gemerkt, dass hier nicht nur Schauspiel unterrichtet wird, sondern junge Menschen auch bei der Persönlichkeitsentwicklung unterstützt werden. Hier ist der ganze Mensch, mit seinen individuellen Fähigkeiten gewollt.
Es liegt an mir, wie weit ich meine erlernten Rollenvorstellungen, meine Hemmungen und meine Klischeevorbilder von mir werfen kann. Wenn ich es schaffe, bei mir anzukommen und aus mir selbst kreative Kraft zu schöpfen, werde ich ein erfolgreiches Leben führen.“

Ich habe es genauso empfunden, wie sie es beschreibt. Ich habe mich in den drei Wochen besonders im Grundlagenunterricht so sehr mit meiner eigenen Persönlichkeit und meinem Körper auseinander gesetzt, wie nie zuvor. Besonders am Anfang, musste ich über meine Angst mich zu blamieren, hinwegsehen und es einfach machen. Das heißt, nicht das ich gezwungen wurde, sondern das ich mich regelrecht mit dem Gedanken anfreunden musste, dass hier akzeptiert wird, was ich tue und vor allem, wer ich bin. Das keiner lacht oder blöd guckt. Es ist einfach egal. Dann spielt man halt einen tragischen Tod dem ganzen ersten Semester vor, oder „tanzt“ Breakdance  dem fünften Semester vor… Na Und? Wieso nicht ?

Oder wenn wir uns im Grundlagenunterricht auf uns selbst konzentrieren sollten, die Musik angemacht wurde und wir jeden einzelnen Impuls wahrnehmen und annehmen sollten. Oft hab ich mich bei dem Gedanken erwischt „Boar, wie bescheuert muss das gerade aussehen, wie ich mich bewege?“ oder „Was machst du hier gerade?“. Aber nach einiger Zeit war es nicht mehr relevant und auch kein Thema mehr für mich, weil ich gespürt habe, wie wichtig es eigentlich ist, sich einfach mal nur mit sich selber zu beschäftigen und sich der Realität zu entziehen.  Als ich nach dem Unterricht mit der Bahn auf dem Heimweg war, war ich zwar körperlich anwesend, aber manchmal habe ich mich Zuhause gefragt, wie ich eigentlich hier her gekommen war.

„Und eben weil hier der Mensch zählt, die Persönlichkeit, die den Versuch wagt, konnte ich erst meinen Mensch, meine Persönlichkeit zeigen und zulassen, dass man sie sieht. Hier besteht eben kein zweigeteiltes System des Lehrens und Lernens.“

Das spiegelt auch die Atmosphäre an der Schule wieder. Denn Fallenlassen und sich auf die Situation komplett einlassen, funktioniert nur, wenn man das Gefühl hat, vollkommen verstanden zu werden und sich wohl zu fühlen. Und das ist das Erste, was einem sofort auffällt, wenn man durch die Tür der Akademie kommt. Es fühlt sich schon fast ein bisschen so an als würde man nach Schließen der Tür in eine andere Welt eintauchen. Eine Welt voller Toleranz, Humor und grenzenloser Aufgeschlossenheit. Und auch bei den Unterrichten hatte ich am Anfang nie das Gefühl, „die Praktikantin“ zu sein, sondern ich fühlte mich wie eine Studentin, die dazu gehört und ein Teil dieser scheinbar großen Akademiefamilie ist.

Ich bereue auf jeden Fall keine einzelne Sekunde, die ich an der Theaterakademie Köln erlebt habe und würde, wenn ich die Chance dazu hätte, jederzeit wieder dorthin zurückgehen. Denn es geht allen Studenten und Studentinnen wahrscheinlich ähnlich wie mir: „Es ist etwas, womit man nicht mehr aufhören will, etwas was einen förmlich süchtig macht und was man irgendwie gar nicht richtig in Worte fassen kann, obwohl man es so gerne in die Welt hinaus brüllen würde.“

„Ich hatte (habe! ) endlich den Eindruck an einem Ort zu sein, an dem ich das “Lebensfutter” bekomme, nachdem ich mich gesehnt habe. Und ich habe aufgehört zu versuchen, und angefangen zu machen. Aufzusaugen. Zu genießen.“

Und was dadurch leider so klar wird, ist wie selten wir eigentlich wirklich jeden Moment genießen und uns auch mal auf neue Sachen einlassen. Uns einen Moment für uns nehmen und mal durchatmen. Also „Nur Mut!“.

von Rike Moll

Fotos: Simon Howar

Mein Name ist Rike Moll, ich bin 16 Jahre alt und besuche derzeit die 11 Klasse der Rudolf Steiner Schule in Siegen. An Schauspiel interessiert mich besonders, das so viel mehr hinter dem steckt, was der Zuschauer am Ende sieht. Das über sich hinaus wachsen und vor allem, die Reise zu sich selbst.

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