Köln spricht - vor und auf der Bühne
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Teilhabe on stage: Kooperation mit dem Kölner Künstlertheater

Teilhabe on Stage

Die Theaterakademie Köln hat einen neuen Partner. Ab dem Wintersemester 2019/20 arbeitet die Theaterakademie Köln mit dem Kölner Künstlertheater (KKT) zusammen. Es geht dabei um die Themen Teilhabe und Demokratisierung. Schulleiter Robert Christott erklärt, was das bedeutet.

Den Anstoß

zur Kooperation gab unsere neue zweite Abteilung der TAK, das Schauspieltraining. Die Abschlussinszenierungen der Amateurschauspielschule wurden in den vergangenen 29 Jahren auf den Bühnen des Comedia Theaters gezeigt. Mit dem Wechsel zur Theaterakademie Köln war die Suche nach einem passenden Spielort eröffnet. Denn die aufwändig produzierten Abschlussarbeiten des Schauspieltrainings sollen auf ansprechenden Bühnen präsentiert werden. Die Möglichkeiten für Amateur-Gruppen sind nicht groß. Also haben wir uns mal in der Szene umgeschaut.

Schauspieltraining: Amateurkurse unter professioneller Anleitung.

Seit diesem Jahr sind die Diplomausbildung für angehende Profis und das Schauspieltraining für Amateure bei uns unter einem Dach vereint. Daher arbeiten wir grade an einem ausformulierten Leitbild, unter dem die Arbeit beider Abteilungen gewürdigt werden kann. Unsere neue Mitarbeiterin Ursula Armbruster hat das schön zusammengefasst:

„Schauspiel ist eine tolle Auseinandersetzung mit sich selbst, den Mitspielern und der Welt in der wir leben. Das teilen vermutlich alle, die jemals damit in Berührung kamen. Deshalb ist meine Grundhaltung: Schauspielen ist für alle da und darf unter keinen Umständen nur Professionellen vorbehalten sein. Dass es einen Unterschied zwischen Profis und Amateuren gibt, ist ja völlig unstrittig. Ich habe nie bedauert, mit ‚Nichtprofis‘ zu arbeiten und dabei sehr beeindruckende, witzige und auch berührende Aufführungen gesehen.“

Ursula Armbruster, Foto: Tino Werner

Ursula Armbruster, Foto: Tino Werner

Lange Suche nach einer Bühne

Wir haben lange gesucht und mit vielen Theatern in der Stadt gesprochen. Zuerst kamen wir mit dem neuen Arturo Theater im Bischofsweg in der Kölner Südstadt ins Geschäft. Wir freuen uns, dort  schon 2020 die ersten Vorstellungen zu zeigen. Da wir aber ab 2021 viele Inszenierungen zeigen werden, brauchen wir viele Spieltage. Und das auch noch an einen Ort, der für die Teilnehmer*innen der Kurse ansprechend und professionell ist. Das Theaterflair ist für die Teilnehmer*innen entscheidend.

Dazu kommt für uns von der Theaterakademie, dass die Bühne unseren Ansprüchen an professionelle Theaterarbeit genügen muss.  Und dass wir die Inszenierungen an Orten zeigen, die unserem Leitbild entsprechen. Das heißt die künstlerisch hochwertig arbeiten und gleichzeitig die Themen Teilhabe, Solidarität und Demokratie in den Vordergrund stellen. Beim KKT sind wir mit den Theaterleiter*innen Ruth und Georg zum Kley sehr schnell einig geworden. Hier stimmen die Werte einfach und wir sind uns einig: Schauspiel macht glücklich. Jetzt suchen wir zwar noch weitere Spielorte, haben mit dem KKT aber einen ganz außergewöhnlichen Partner für ganz verschiedene Kontexte gefunden.

Teilhabe, Solidarität und Demokratie

Ab 2021 zeigt nun das Kölner Künstlertheater im Frühjahr drei Amateur-Inszenierungen auf seiner Bühne in Ehrenfeld. Diese Inszenierungen sind das Ergebnis eines bis zu zweijährigen Weiterbildungs-Zyklus. Den durchlaufen unsere Teilnehmer*innen des Schauspieltrainings in Trimestern aus Grund-, Aufbau- und Projektkursen. Nach zwei Jahren sind die wirklich reif für die Bühne. Sie zeigen ihre Ergebnisse also in Zukunft unter anderem in der ansprechenden und hochprofessionellen Theateratmosphäre des Kölner Künstlertheaters.

Ruth und Georg zum Kley, Leiter*innen des KKT Kölner Künstler Theater: „Als Theater der Vielfalt und Teilhabe freuen wir uns mit der erweiterten TAK einen tollen Kooperationspartner gefunden zu haben! Ausgehend von unserem gemeinsamen Anliegen mit Wertschätzung Teilhabe und kulturelle Demokratiebildung zu ermöglichen, werden wir eine lebendige Kooperation gestalten, die von Aufführungen des TAK Schauspieltraining im KKT bis zu neuen Veranstaltungsformaten zu Teilhabe, Solidarität und Demokratie reicht.

Georg und Ruth zum Kley Foto: KKT

Georg und Ruth zum Kley, Foto: KKT

Köln spricht – vor und auf der Bühne

Unsere Zusammenarbeit zwischen KKT und TAK startet mit einem besonderen Termin: Am 31. Oktober laden beide Häuser nach Ehrenfeld, Grüner Weg, ein, um einen Gesprächsabend auf der Bühne zu veranstalten: Inspiriert von der Aktion von ZEIT ONLINE „Deutschland spricht“, werden wir KKT etwa 100 Menschen auffordern, Gesprächspartner*innen mit möglichst weit auseinander liegenden Meinungen zu finden. Danach sollen sie zu verschiedenen gesellschaftlichen und politischen Themen miteinander ins Gespräch zu kommen. Rund 50 Paare treten so gemeinsam aus der Filterblase und tun das, was dringend geboten ist: reden und streiten.  Gerahmt werden die Gespräche durch ein kleines Programm auf der Bühne.

Welche Menschen wir einladen und wie man daran teilnehmen können wird, müssen wir noch besprechen. Aber fest steht, dass es offen sein soll für Menschen aus möglichst vielen gesellschaftlichen Schichten. Das Projekt heißt „Köln spricht – vor und auf der Bühne“, in Anlehnung an das Format von ZEIT online.

Deutschland spricht – auch in Köln

„Deutschland spricht“ brachte 2018 tausende Menschen dazu, online zu ganz verschiedenen Fragen Stellung zu nehmen. Aus diesen Statements errechnete ein Programm von ZEIT online möglichst weit auseinander liegende Paare, die sich dann live zu einem Gespräch trafen. Die Idee dahinter ist, entfernte Positionen zusammen zu bringen und so die eigene „Filterblase“ zu verlassen. Das Format wird dieses Jahr wiederholt (www.zeit.de/ds19).

Nach dem ersten Durchlauf 2018 war ich sehr beeindruckt und wollte gerne eine Theatervariante von Deutschland spricht entwickeln. Zusammen mit Philipp Faigle, einem der Redakteure hinter Deutschland spricht, hatten wir dann das Konzept von Köln spricht entwickelt. Mein Dank geht an dieser Stelle auch an ZEIT online und besonders an Philipp Faigle, der mich ermutigte das Projekt umzusetzen.

Das Projekt ist der Auftakt zu einer losen Reihe von Veranstaltungen, in denen TAK und KKT gemeinsam den großen Themenkomplex TEILHABE ausloten. Hier werden auch die Inszenierungen des Schauspieltrainings eingebunden sein.

Robert Christott ist Inhaber und Leiter der Theaterakademie Köln und Vorsitzender des Orangerie Theater im Volksgarten.