Elena Fellisch ist von Oberhausen nach Köln gezogen, um die Ausbildung zur Schauspielerin an der Theaterakademie Köln zu machen. Warum die junge Lehrerin aus dem Ruhrgebiet jede Sicherheit aufgegeben hat, erzählt sie uns im Kurzinterview mit dem TAK-Blog:
TAKBlog: Stell dich bitte mal kurz vor: wer bist du? Was hast du vor der Ausbildung an der TAK gemacht?
Elena Fellisch: Ich heiße Elena und bin 27 Jahre alt. Ich komme aus dem wunderschönen Ruhrgebiet. Aus Oberhausen, um genau zu sein. Das kennen die meisten wohl wegen des großen Einkaufszentrums CentrO. In Bottrop bin ich zur Schule gegangen, habe dort mein Abitur gemacht und wollte danach bereits gerne Schauspiel studieren. Ich habe mich aber um ehrlich zu sein nicht getraut zu einer Aufnahmeprüfung zu gehen. Es hieß, das sei sehr hart. Damals hatte ich zu wenig Selbstvertrauen in mich und meine Fähigkeiten. Also habe ich erstmal einen ganz anderen Weg eingeschlagen und sonderpädagogische Förderung auf Lehramt an der Universität zu Köln studiert und im sozialen Bereich gearbeitet. Seit September 2018 kann ich nun voller Stolz behaupten, eine TAK Schülerin zu sein. Damit bin ich meinem Traum ein Stück näher gerückt, als Schauspielerin meine Brötchen zu verdienen.
TAKBlog: Warum willst du Schauspielerin werden?
Elena Fellisch: Das ist eine sehr gute Frage. Es sind definitiv mehrere Faktoren.
Als Teenager stand ich in der Schule auf der Bühne. Wir haben uns ein Stück ausgesucht und gemeinsam umgewandelt und neu erarbeitet. Ich habe eine etwas verrückte Rolle eingenommen. Die konnte ich relativ frei gestalten. Vor der ersten Aufführung war ich unglaublich nervös. Ich hatte schwitzige Hände, einen enormen Herzschlag und mir war ziemlich übel. Aber als ich den Raum betrat war das alles entgegen meiner Erwartungen vergessen. Es hat sich ein richtiger Energieschub in mir ausgebreitet. Das Spielen hat mich in eine andere Welt gesogen. Ich war nicht mehr ich, sondern das durchgedrehte Mädchen mit dem riesigen blauen Ball.
Insgesamt kam unsere Inszenierung sehr gut an. Was soll ich sagen? Applaus und Anerkennung für etwas zu bekommen, das dir Spaß macht, ist ein gutes Gefühl.
Ich mag es auf der Bühne zu stehen und den einzelnen Gesichtern anzusehen, etwas in ihnen bewirkt zu haben. Ein Lächeln oder ein nachdenklicher Blick, weil sie das Thema innerlich beschäftigt. Indem ich meiner Leidenschaft nachgehe, kann ich den Menschen im besten Fall Freude und eine Botschaft mit auf den Weg geben.
Darüber hinaus ist der Beruf der Schauspielerin unglaublich facettenreich. Er umfasst nicht nur verschiedene Genres, auf die man sich einlassen. Du musst dich auch in die unterschiedlichsten Charaktere hineinfühlen. Das verlangt Lebendigkeit, Kreativität und Fantasie. Wenn ich selber auf der Bühne oder vor der Kamera stehe, ist es so als würde mein inneres Kind wieder zum Leben erweckt werden. Es kommt eine Spielfreude in mir auf, die man wahrscheinlich nur nachvollziehen kann, wenn man diese Leidenschaft teilt. Ich finde es nicht wichtig, reich und berühmt zu werden. Sondern einen Beruf auszuüben, der mich erfüllt und glücklich macht.
TAKBlog: Warum hast du dich für die TAK entschieden?
Elena Fellisch: Tatsächlich hat die TAK ganz zufällig mein Leben gekreuzt. Ein ehemaliger Nachbar von mir hat seine Schauspielausbildung an der TAK absolviert. So habe ich nach und nach auch andere Menschen aus diesem Kreis kennengelernt. Der Wunsch war immer schon da, im Theater zu arbeiten. Ich hatte auch mal über ein Dramaturgie- oder Regiestudium nachgedacht. Trotzdem bin ich damals noch davon ausgegangen, dass ich Lehrerin werde.
Im Mai 2018 habe ich dann über die Studiobühne ein Schauspielseminar beim Theaterakademie Köln – Dozenten Daniel Schüssler belegt. Der stellte mich wiederum seiner Regieassistentin vor, die selber Schülerin an der Theaterakademie Köln ist. Wir haben uns lange unterhalten. Ich habe ihr erzählt, dass ich wegen der hohen Erwartungen und Anforderungen der Schauspielschulen nie den Mut hatte, zu einem Vorsprechen zu gehen. Sie riet mir, einfach mal in den Aufnahmeworkshop der Theaterakademie Köln reinzuschnuppern. Sie nahm mir mit ihrer Herzlichkeit alle Bedenken. Am nächsten Tag hatte ich mich dafür angemeldet.
Es geht mir nicht darum, reich und berühmt zu werden. Es geht darum einen Beruf auszuüben, der mich erfüllt und glücklich macht.
Der Workshop ähnelte eher einem Theaterkurs als einem Vorsprechen. Die anwesenden DozentInnen und SchülerInnen haben jeglichen Druck aus der Prüfungsssituation genommen. Sie waren interessiert daran, uns auf persönlicher Ebene kennen zu lernen. Es wurde eine Atmosphäre geschaffen, in der ich mich wohlgefühlt habe. Ich konnte mich ohne Bedenken oder Schamgefühl ausprobieren.
Danach teilte mir der Schulleiter Robert Christott mit, dass er mich gerne ins Boot holen würde. Mir war auf Anhieb klar, dass diese Schule genau die richtige für mich ist. Es sollte keine andere sein.
TAKBlog: Was sagen Freunde und Familie zur deiner Schauspielausbildung?
Elena Fellisch: Tatsächlich hatte ich mit einigen Freunden viele hitzige Diskussionen darüber, ob ich mein sicheres Lehrergehalt und meinen eventuellen Beamtenstatus gegen „brotlose Kunst“ tauschen möchte. Allerdings vertrete ich die Meinung, dass Geld alleine nicht alles im Leben ist und die Zufriedenheit mit der Berufswahl eine sehr große Komponente im Alltagsglück darstellt.
Als ich zum Aufnahmeworkshop gegangen bin, habe ich lediglich meinem engsten Freundeskreis und meiner Mama davon erzählt. Ich wusste, dass ich von ihnen vollste Unterstützung erhalte und sie mich aufmuntern würden, falls ich es nicht schaffe. Nach der Zusage habe ich dann überlegt, wie ich es meinem Papa beibringen soll. Er hatte immer voller Stolz erzählt, dass ich Lehrerin werde. Als er merkte, wie glücklich mich diese Entscheidung macht, war er selber glücklich, strahlte und sagte: „Cool, meine Tochter wird Schauspielerin.“ Da wurde mir bewusst, dass meine Eltern mich immer unterstützen und immer stolz auf mich sein werden, solange ich selber hinter meinen Entscheidungen stehe. Auch der Rest meiner Familie und meine Freunde haben sich, trotz vorheriger Bedenken, mit mir gefreut und folgen immer wieder gespannt meinen Geschichten von der Ausbildung.
TAKBlog: Wie wurdest du hier aufgenommen?
Elena Fellisch: Unser Semester besteht aus vierzehn SchülerInnen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Vom ersten Tag an haben wir eine Gemeinschaft gebildet. Sicherlich gibt es ab und an ein paar Reibungspunkte und man sympathisiert mit dem Einen mehr als mit der Anderen. Aber ich behaupte, dass wir uns aufeinander verlassen können und uns gegenseitig wertschätzen. Zu den anderen Semestern habe ich nach und nach Kontakt aufgebaut und bisher niemanden kennengelernt, der mich nicht freundlich empfangen hat.
Auch die DozentInnen habe ich bisher als sehr aufgeschlossen und empathisch empfunden. Die Schule hat einen großen Raum in meinem Leben eingenommen. Hier verbringe ich unter der Woche nun mehr Zeit als Zuhause mit meinen Mitbewohnern. Daher ist es für mich besonders wichtig, dass ich mich in der Schauspielschule wohlfühle. Mit Freude kann ich sagen: das ist der Fall.
Unsere Schulleitung ermöglicht uns, auch selber an eigenen Projekten zu arbeiten. Sie versucht uns hierbei zu unterstützen, was ich wichtig aber nicht selbstverständlich finde. So kann ich im Februar mit meinem ersten kleinen Theaterprojekt an einer Kölner Grundschule starten und werde nicht nur meine beiden Berufsfelder Schauspiel und Pädagogik verbinden, sondern mich darüber hinaus als Regisseurin und Dramaturgin ausprobieren. Das Projekt wird in einer kleinen Aufführung enden.
Jetzt habe ich das erste Semester fast geschafft und hoffe, mich auf noch sieben weitere spannende, herausfordernde und spaßige Semester mit lieben Menschen an meiner Seite freuen zu können.
Wir danken Elena Fellisch für das Interview.
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