Kurzinterview

Interview mit der Theater-WG

Im Kurzinterview erfährst du, wer und was sich hinter der Theater-WG befindet und wie dieses Projekt seinen Anfang nahm. Wir wünschen dir viel Spaß beim Lesen dieses Interview mit den Machern der Theater-WG:

TAKBlog: Wer seid ihr? Stellt euch bitte mal kurz vor.

Theater-WG: Es ist vermutlich schwierig, sich hier kurz zu halten. Alles begann damit, dass Werner Alderath und ich, Marius Panitz, in der zehnten Klasse der Schultheatergruppe beitraten und da sehr schnell dem Theaterfieber verfallen sind, sodass wir im Jahr 2010 als Abiturprojekt, in der so genannten „Besonderen Lernleistung“ mit einer selbst gegründeten Theatergruppe, die sich aus Schülern_innen des achten und neunten Jahrgangs rekrutierte, ein eigenes Theaterstück erarbeiten und dies auch theoretisch in einer Facharbeit und in einem Kolloquium reflektieren mussten.

Dieses Initialprojekt führte sich seit seiner Gründung unter dem Namen Theatergruppe no.name unterbrechungslos fort, jedes Schuljahr inszenierten (und inszenieren) wir mit den Jugendlichen ein neues Theaterstück unter dem Ansatz des so genannten „autobiografischen Theaters“, nach welchem wir den Jugendlichen ein abstraktes Thema vorgeben, zu dem wir viele Übungen, wie zum Beispiel Tagebucheinträge oder Traumreisen machen, sodass am Ende ein eigenes Stück auf die Bühne gebracht wird, das aus den Geschichten der Jugendlichen besteht.

Im Rahmen der Theaterarbeit mit Jugendlichen sind wir auch selber sehr herumgekommen, haben viele Theaterfestivals besucht und Laien- wie Profistücke gesehen und uns dahingehend auch immer weiterentwickelt und eigene Meinungen zum Gesehenen gebildet. Diese Meinungen wollten wir irgendwann kommunizieren, sodass wir uns entschieden, einen Blog zu gründen –www.theaterwg.wordpress.com.

Seit 2015 rezensieren wir hier in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Theaterproduktionen sowohl aus dem Profi-, als auch aus dem Hobby- und Laienbereich, für uns ist erst einmal alles Theater und wir besuchen und rezensieren jedes Event mit gleichem Interesse. Der Blog baute sich kontinuierlich weiter auf, sodass wir mittlerweile gerne gesehene Gäste in den verschiedenen Theatern sind, besonders das Rheinische Landestheater in Neuss unterstützt uns und gibt unseren Rezensionen online sowie in einem ausgelegten Presseordnern ein Forum.

Jedoch begleitete Werner und mich immer wieder der Gedanke, auch einmal wieder selber zurück auf die Bühne zu wollen, immerhin haben wir nach der Gründung unserer Jugendtheatergruppe selber nicht mehr auf der Bühne gestanden, aber der Bühnenvirus lebte ja weiter in uns. So beschlossen wir, ein eigenes Stück zu schreiben und auf die Bühne zu bringen. Hierfür holten wir uns Marie Kalvelage ins Boot, die aktuell eine Schauspielausbildung an der Theaterakademie Köln macht, allerdings damals, auch eine Spielerin der ersten Stunde in unserer Jugendtheatergruppe war.

Interview mit den Machern der Theater-WG

Nach langem Grübeln, Ausprobieren, Überlegen und Proben, brachten wir dann unsere erste Eigenproduktion #NoYolo auf die Bühne, die im Dezember 2017 im Düsseldorfer Theatermuseum Premiere feierte. Ohne wirklich große Akquise zu machen, fanden bis jetzt, ohne dass das wirklich geplant war, noch zwei weitere Auftritte in Grevenbroich und auch dank der Unterstützung und Fürsprache des Schulleiters Robert Christott, in der Theaterakademie Köln, statt und aktuell planen wir einen vierten Auftritt in Grevenbroich, nämlich am 17. August 2018 im Veranstaltungssaal einer Kneipe, das wird noch einmal spannend. Zugleich sammeln nebenher allerdings auch schon Ideen für ein zweites Stück.

Neben dieser ganzen Stückarbeit läuft auch der Blog weiter. Hier denken wir uns immer wieder neue Projekte aus. So veröffentlichen wir hier dieses Jahr neben den Rezensionen auch monatlich Porträts über Theatermacher. Darunter sind bisher großartige Leute, Regisseure und Kulturmanager, aber auch Personen, die hinter den Kulissen des Theaters unabdingbar sind, eine Dramaturgin oder eine Souffleuse beispielsweise.

Zudem fragen immer wieder Schulen bei uns nach Theaterworkshops an, die wir gerne geben. Unser Schwerpunkt ist, aufgrund unserer Geschichte, die Theaterpädagogik. Der Kollege Werner Alderath will die Theaterpädagogik sogar zum Beruf machen, macht seit 2016 eine berufsbegleitende Grundlagenfortbildung zum Theaterpädagogen, bei mir selbst ist das Theater vorerst ein Hobby, das ich vielleicht künftig in den Beruf mit einbinden kann, ich studiere die Fächer Englisch und Geschichte auf Gymnasiallehramt.

So haben sich aktuell aus einem Blog sehr viele Themenfelder entwickelt, mit denen wir uns sehr gerne und mit viel Zeit und Leidenschaft beschäftigen. Aktuell ist das alles nur ein Hobby. Aber wie jeder Hobby-Theatermacher, träumen wir natürlich auch davon, mit dieser Arbeit irgendwann mal unsere Brötchen verdienen zu können.

TAKBlog: Warum habt ihr die Website theaterwg gegründet?

Theater-WG: Hier ist es natürlich wichtig, zu differenzieren, da wir zwei Websites haben. Die eine – www.theaterwg.de –  ist lediglich die Infoseite über uns. Hier findet man alles über uns als Personen, unsere Arbeit und unsere Stücke. Das zweite Standbein ist der bereits bestehende Blog – www.theaterwg.wordpress.com. In Zeiten, in denen über einfach alles gebloggt wird, sei es Essen, Mode, Reisen oder Muttersein, darf das Theater natürlich nicht fehlen.

Wir wollen uns mit dieser Seite auch gar nicht auf die Höhe der sicherlich viel besser ausgebildeten Theaterjournalisten stellen, sondern wollen einfach nur aufmerksam machen auf Theater und Leute dafür begeistern, das Theater, neue Stücke und Projekte, Ideen und Gedanken mehr in den medialen Umlauf und dadurch in das Gespräch der Leute bringen.

Interview mit der Theater-WG

Daher wünschen wir uns auch eher eine jüngere Zielgruppe, da wir immer wieder wahrnehmen, dass viele Jugendliche sich gar nicht für das Theater interessieren, weil sie falsch damit in Berührung gekommen sind. Meist stellen sie sich unter Theater langweiliges und schwach inszeniertes Sprechtheater vor, das für sie nicht greifbar ist, das sie nicht verstehen und folglich auch nicht begeistert. In dem Versuch, die bunte Vielfalt des Theaters auf dem Blog und auch auf Sozialen Medien wie unserem Facebook- und Instagram- Kanal zu verbreiten, wollen wir gerade diese theatermüde Generation wieder begeistern.

TAKBlog: Vor welchen Herausforderungen standet ihr dabei?

Theater-WG: Machen wir uns nicht vor: Ein Blog über Theater ist bei weitem nicht so im Fokus der Öffentlichkeit, wie dies beispielsweise ein Mode-Blog ist. Gerade in den Sozialen Medien merkt man, dass sämtliche Fashion-Blogger, mit einer ganz anderen Ziel- und Interessengruppe, weitaus über fünfzigtausend Abonnenten haben, während wir irgendwo bei 200 Followern schwimmen. Eine größere Reichweite an Lesern zu gewinnen, ist für uns schwierig, weil auch Youtube- Rezensionen beispielsweise immer populärer werden, die Leute, gerade die jungen, haben einfach nicht mehr die Zeit für lange Texte. Aber es ist so schwierig für uns, kurze Texte zu schreiben, sodass die größte Herausforderung das Gewinnen von Lesern war und noch immer ist.

Machen wir uns nicht vor: Ein Blog über Theater ist bei weitem nicht so im Fokus der Öffentlichkeit, wie dies beispielsweise ein Mode-Blog ist.

 

TAKBlog: Was wollt ihr mit eurer Website erreichen?

Theater-WG: Aus Spaß sagen wir immer, wir werden „Theater-Influencer“, ebenfalls angelehnt an die Leute, die auf ihrem Blog oder Youtube-Kanal eine Flasche Shampoo in die Kamera halten und dafür von der Firma entsprechend entlohnt werden. Das ist deshalb natürlich nur ein Spaß, da wir glauben, dass es in der Kunst keine Influencer geben sollte, sich jeder immer von der Arbeit des Künstlers sein eigenes Bild machen, sich nie von Fremden beeinflussen lassen sollte. Dennoch wollen wir insofern ein kleines Bisschen „influencen“ als dass wir berichten wollen von tollen Events und die Theaterwelt ein bisschen mehr vereinen.
Manchmal haben wir nämlich das Gefühl, dass jedes Theater sein eigenes Süppchen kocht und es besonders für den Zuschauer schwierig wird, den Blick über den theatralen Tellerrand zu werfen.

So berichten wir beispielsweise nicht nur über Theaterstücke, sondern auch über Phänomene, die alle Theater betreffen, wie beispielsweise die teilweise verbesserungswürdigen Arbeitsbedingungen an Theatern, die ein Thema bei einem Treffen der Veranstaltung „40.000 Theatermitarbeiter treffen auf ihre Abgeordneten“ im Rheinischen Landestheater in Neuss waren, bei dem tatsächlich Kunstschaffende und Politiker ins Gespräch gekommen sind und festgestellt haben, dass es einen großen Etat zur Förderung der Theater gibt und man nur mehr miteinander reden müsste, um das jetzt etwas oberflächlicher und salopp zu formulieren.

Interview mit den Machern der Theater-WG

Daher ist es unser erstes Ziel, einen Dialog im Theater zu schaffen, der mehr verbindet: „Redet miteinander!“
Über Einladungen von Theatern zu ihren Produktionen und Projekten freuen wir uns daher immer sehr, das ist quasi unser „Lohn“ und wir versuchen das dann zurück zu geben, indem wir ausführlich berichten und den Theatermachern dadurch im Idealfall ein größeres Publikum zu verschaffen, indem wir unsere Leser auf diese Arbeiten hinweisen. So wurden wir beispielsweise, nachdem wir die Kölner Dramaturgin Julia Fischer porträtiert haben, daraufhin zum Projekt „Wir sind Affen eines kalten Gottes“ der Gruppe subbotnik, für welches sich Julia verantwortlich fühlt, eingeladen, worüber wir dann auch berichteten. Über solche Gesten freuen wir uns immer sehr!

TAKBlog: Habt ihr ein Ziel mit der Theater WG?

Theater-WG: Wie bereits erwähnt wäre es ein Traum, mit der Theaterarbeit ausreichend Geld zu verdienen, um unbesorgt über die Runden zu kommen. Das ist superschwierig aber möglich, hat aber auch viel mit Selbstvermarktung, Beziehungen und auch ein wenig Expertise und Glück zu tun. Zuerst wollen wir mit unseren Arbeiten erst einmal für die Theaterwelt (und andere Welten gerne auch) „da“ sein. Wir würden uns wünschen, dass man uns als Kollektiv wahrnimmt, das sowohl rezensiert und auch produziert, eigene Stücke und auch Workshops gibt. Wenn das geschafft ist, können wir uns vielleicht wirklich bald einmal selbstständig machen und aus dem Hobby den Beruf.

TAKBlog: Welche Erfahrungen habt ihr mit der Website bisher gemacht?

Theater-WG: Hin und wieder kommt es vor, da zitieren Theaterschaffende unsere Rezensionen. So landete ein Satz aus unserer Rezension zum Theaterstück und Bühnencomic Kafka in Wonderland von der Gruppe Half Past Selber Schuld (übrigens sehr zu empfehlen!) in deren Programmheft oder Theater zitieren uns unter „Pressestimmen“ oder teilen gar den gesamten Text auf ihren Internetpräsenzen. Auch die offiziellen Seiten von Schauspielern und Musicaldarstellern wie Kevin Tarte oder Roberta Valentini teilen unsere Beiträge über ihre Stücke auf ihren Seiten.

Das macht uns natürlich mächtig stolz. Hin und wieder nutzen Leser unserer Rezensionen auch die direkte Kommentar-Funktion des Blogs und teilen uns dort ihre Meinung zum Stück oder zur Rezension mit. Hier würden wir uns tatsächlich etwas mehr Austausch wünschen, gerne auch ein bisschen konstruktiven Streit, denn dass in der Kunst alle einer Meinung sind, ist ja nicht gewollt, weshalb wir uns über einen Austausch mit anderen Zuschauern immer gerne freuen würden.

Theater-WG - Interview mit den Machern

TAKBlog: Wie kommt ihr an eure Themen und wie sieht der Arbeitsprozess aus?

Theater-WG: Wenn wir ein Stück schreiben, setzen wir uns zuerst einmal zusammen und reden, einigen uns auf ein abstraktes Thema. Dazu gibt es dann meistens viel Rotwein. Wichtig bei diesem ersten Brainstorming ist, dass wir zuerst einmal nichts als falsch oder unpassend betrachten und jede Idee auf dem Papier landet. Im Theater ist es wichtig, Ideen nicht tot zu diskutieren, sondern schnell ins Ausprobieren zu kommen. So gibt es dann eine Phase, in der wir alle Ideen niederschreiben und uns dann erst einmal alleine mit diesem Brainstorming vor den PC setzen und Szenen daraus schreiben.

Vielleicht hat der eine eine gute Idee zu einer Choreographie, der andere will etwas Pantomimisches machen oder hat kürzlich ein passendes Gedicht gelesen, das er einbauen will. Mit diesen ersten Szenenvorschlägen treffen wir uns dann zu Proben und probieren die Ideen in der Praxis auf der Bühne aus, feilen daran, reduzieren oder bauen die Szenen aus. Es ist üblich, dass wir erst einmal, vollkommen ohne auf eine Chronologie des Stückes zu achten, die Szenen erarbeiten. Das nennt sich „Inselprinzip“. Sind die einzelnen Szenen-Inseln solide, verbinden wir sie mit Übergängen und so wird langsam aber sicher ein Stück daraus.

Manchmal muss man hierbei mutig sein und, wenn man bemerkt, dass man in die falsche Richtung inszeniert, die Angst vor dem Papierkorb ablegen. Das haben wir bei der Erarbeitung unseres ersten Stückes #NoYolo gemerkt. Ursprünglich hatten wir hier nämlich ein ganz anderes Thema und haben, obwohl bereits einige Szenen geschrieben und Konzepte erdacht waren, irgendwann gemerkt, dass sich das in die falsche Richtung entwickelt und deshalb die Reißleine gezogen, sodass wir uns am Ende sogar noch einmal ein ganz neues Thema ausgedacht haben.

Ist das Stück dann fertig einstudiert und wird aufgeführt, machen wir nach der Aufführung ein Nachgefragt, in dem wir die Zuschauer zu einem gemütlichen Gespräch mit uns Darstellern einladen und sie bitten, zum einen offene Fragen zu klären, uns zum anderen aber auch Lob und Kritik mitzugeben, denn bei uns ist ein Stück nie wirklich fertig. Mithilfe des Feedbacks, das wir vom Publikum bekommen, passen wir in darauffolgenden Probenphasen das Stück immer noch etwas an, streichen Szenen oder fügen neue hinzu. So gibt es bei uns nie das eine Stück, sondern, findet quasi unter Beteiligung des Publikums eine ständige Progression statt, über die wir uns sehr freuen.

Das Interview führte Johannes Brümmer

Die Theater WG, das sind Werner Alderath, Marie Kalvelage und Marius Panitz, denen eines besonders wichtig ist: der Dialog über das Theater. Besucht sie doch einmal auf ihren Websites oder bei Instagram und werdet Teil des Dialogs.