Ich möchte hier über mein Praktikum an der Theaterakademie Köln schreiben.
Völlig aufgelöst saß ich vor meinem Beratungslehrer meines Gymnasiums. Alles was ich wollte, war ein Neustart. Doch klar war: Ich hatte meine Schulpflicht noch nicht ganz erfüllt. Also muss ich bis zu meinem FSJ in einer Theaterwerkstatt im Herbst entweder noch drei Monate die Schulbank drücken, oder meine Zeit bei einem Praktikum absitzen. Super.
Zugegeben klingt das so, als hätte ich von Anfang an keinen Bock auf das Praktikum gehabt. Das hing aber vor allem damit zusammen, dass ich mit einer Stelle als Grundschulpraktikantin rechnete. Doch dann kam alles anders.
Anfang April machte ich mich auf den Weg zur TAK.
Mein Beratungslehrer war glücklicherweise auf meiner Seite und hat guten Kontakt zur Theaterszene. Als er mir die Schauspielschule Theaterakademie Köln empfahl, war ich misstrauisch. Ich? Schauspielen? Ich will hinter den Kulissen arbeiten, nicht selber auf der Bühne stehen! Doch beim Kennenlerngespräch mit Schulleiter Robert Christott wurde schnell klar: Dieses Praktikum wird mir ganz neue Türen öffnen. Und warum nicht auch mal Einblicke in das Gewinnen, für das ich im Endeffekt arbeiten möchte: Die Bühne.
Schon nach dem Gespräch wurde ich gleich in einen Raum lauter Erstsemester geschmissen. „Keine Sorge, die meisten von denen sind kaum älter als du, und wir bräuchten deine Hilfe, da eine der Schüler krank geworden ist. Du könntest also super für sie einspringen!“
An dieser Stelle möchte ich mich bei dem ersten Semester bedanken. Die Schüler*innen haben mich an meinem allerersten Tag so gut aufgenommen. Gerade am Anfang der drei Monate hatte ich noch meine Schwierigkeiten, mich unter den Schauspielern einzufinden und Anschluss zu finden. Mir half die ganze sehr offene Atmosphäre an der Schule, aus mir herauszukommen und mich neue Sachen zu trauen.
Ich traf auf einen Haufen bunt gemischter junger Menschen. Denen habe ich drei Monate lang dabei zugesehen, wie sie voller Leidenschaft und Energie jeden Tag ein Stück mehr aus sich herauskommen.
Am interessantesten fand ich die Arbeit am Stück „Der Pakt“. Die Inszenierung konnte ich von den ersten Proben bis hin zur Premiere mitverfolgen. Neben Kaffeekocherin wurde ich als Stuntwoman, Personal Shopper, und Bandana-Binderin eingesetzt. Durch das tolle Team hatte immer was zu lachen. Unglaublich, wie viel Arbeit tatsächlich hinter so einem Stück steckt!
Außerdem habe ich natürlich einige Unterrichtsbesuche gemacht. Hier habe ich erstmal verstanden, was ein/e ausgebildete/r Schauspieler*in wirklich alles drauf haben muss. Gegen Ende der drei Monate begleitete ich die Proben vom Szenenstudium Kinder- und Jugendtheater des vierten Semesters. In „Eine Odyssee“ von Ad de Bond stand ich das erste Mal auch selbst auf der Bühne, um als Schweinchen oder Adler fehlende Schauspieler*innen zu ersetzen.
Sehr emotional wurde ich bei der Entwicklung der Erzählungen des fünften Semesters im Seminar Erzählen l. Ich kann mich noch genau daran erinnern: am Tag der Vorführung im schummrigen Haifischclub am Kölner Chlodwigplatz fragten mich die Schauspieler*innen, ob ich es nicht total ätzend fände, die gleichen Geschichten immer und immer wieder zu hören. Ich antwortete, dass es niemals die gleichen Geschichten seien. Weil sie sehr persönlich und intim erzählt werden, dringen sie immer anders zu mir durch.
Und genau das ist es, was mich während der letzten drei Monate so fasziniert hat. Ich traf auf einen Haufen bunt gemischter junger Menschen. Denen habe ich drei Monate lang dabei zugesehen, wie sie voller Leidenschaft und Energie jeden Tag ein Stück mehr aus sich herauskommen. Und dass sie völlig in dem aufgehen, was sie tun. Okay, die Energie war teils dem sehr ausgeprägten Kaffeekonsum geschuldet, dem ich nun auch ergeben bin :). Natürlich habe ich auch die weniger schönen Seiten einer solchen Karriere mitbekommen. Ich vermute, dass gerade weil man sich eben sehr intensiv mit sich selbst beschäftigen muss, Themen wie Stress und ein hoher Selbstanspruch sehr präsent sind.
Unfassbar, wie schnell drei Monate vorbeiziehen können. Ein ganzes viertel Jahr. Ich hätte vor der Zeit an der Theaterakademie Köln niemals gedacht, dass ich in drei Monaten so viele neue Erfahrungen sammeln kann. Erfahrungen, die ich auch in Zukunft immer wieder nutzen kann. und da ist es egal ob ich nun tatsächlich als Bühnenmalerin am Theater bleibe, oder sogar in eine ganz andere Richtung gehe. Erinnerungen an ein tolles Team, und an Menschen, die den Mut haben, ihre Träume zu verwirklichen.
Danke für alle die ich kennen lernen durfte. Und besonders natürlich an Schulleiter und Regisseur Robert Christott, der mich während der ganzen Zeit unter seine Fittiche genommen hat.
Maike Lindner
Ich bin Maike, 18 Jahre jung, und seit ich mich erinnern kann war ich immer die, die malt. Spätestens seit der einen Matheklausur in Klasse 11, auf die ich anstatt der Aufgaben mehrere kleine Porträts, Blumen und Karikaturen mit dem Satz „Keine Sorge, ich werde mir eine Ausbildung frei von Mathematische Fähigkeiten suchen!“ kritzelte war klar: Ich werde Künstlerin! Mehr oder weniger durch Zufall habe ich den Beruf „Bühnenmalerin“ entdeckt, der praktischerweise meine zwei Leidenschaften – Kunst und Theater- kombiniert.
Mein Plan: Noch während dem Praktikum in Köln habe ich mich an verschiedenen Theatern für ein FSKJ beworben, und wurde schließlich, wer hätte es gedacht, in Rostock angenommen. Dort werde ich nun ein Jahr lang die Theaterwerkstatt unterstützen, und etwas Ostseeluft schnuppern. Was danach kommt weiß ich noch nicht genau. Ob eine Ausbildung zur Bühnenmalerin, oder doch ein Kunststudium… klar ist, ich will malen!
Du willst erleben, was Maike erlebt hat? Lies den Bericht aus dem Praktikum von Rike Moll und Bewirb dich hier für ein